Leverkusen Bayer auf Kurs — mit zarter Eintrübung

Gutes drittes Quartal für den Konzern: Aber Schwachstelle bleibt die Kunststoffsparte MaterialScience. Der Gesundheitsteilkonzern HealthCare kauft zu: einen Nahrungsergänzungsmittel-Produzenten aus den USA.

 Will mit weiteren kleineren und mittleren Akquisitionen Bayer weiter stärken: Konzern-Chef Marijn Dekkers.

Will mit weiteren kleineren und mittleren Akquisitionen Bayer weiter stärken: Konzern-Chef Marijn Dekkers.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Schönreden überlässt Marijn Dekkers anderen. Er selbst kam gestern in seiner Einleitung zu den Zahlen des dritten Quartals bereits im siebten Satz zur Eintrübung der Bilanz: "Zugleich war das Ergebnis aber durch hohe Sondereinflüsse belastet, insbesondere durch Rechtsfälle." Der Bayer-Chef deutet an, was er später ausführen sollte: Health Care machen die Rechtsstreitigkeiten um die Anti-Baby-Pillen Yaz und Yasmin zu schaffen, die zumeist in den USA anhängig sind. Dafür hat Bayers Gesundheitssparte im dritten Quartal Vorsorge getroffen, 205 Millionen Euro zurückgestellt, "ohne Anerkennung einer Haftung für alle derzeit bekannten und von Bayer als vergleichswürdig angesehenen Fälle venöser Blutgerinnsel im Zusammenhang mit den oralen Kontrazeptiva", betonte Dekkers. Ein Schönheitsmakel in den Quartalszahlen. Bayer Finanzchef Werner Baumann nannte gestern 13 500 aktuelle Fälle.

Xarelto in 70 Ländern zugelassen

Einen anderen verschwieg Dekkers ebenfalls nicht: Die Kunststoffsparte bleibt weiterhin das Sorgenkind. Das schwächelte beim Absatz von Polycarbonat-Kunststoffen. Dekkers gab als Parole aus: "Wir müssen jetzt die Wettbewerbsposition sichern. Das vierte Quartal 2011 war sehr schwach wegen gestiegener Rohstoff- und Energiepreise, die wir damals noch nicht an den Kunden weitergeben konnten. Das hat sich in den vergangenen zwölf Monaten geändert." Auch deswegen soll das aktuelle vierte Quartal besser werden als im Vorjahr, ist Dekkers überzeugt. Andeutungen eines Verkaufs der Sparte, wie sie immer mal wieder als Gerücht die Runde machen, machte Dekkers gestern nicht — auch nicht zwischen den Zeilen.

Vielmehr konzentrierte sich der Konzern-Chef darauf, über sein Lieblingsthema zu sprechen: die Entwicklungspipeline. Aus der ging schon das Gerinnungshemmer-Mittel Xarelto hervor, das Bayer zu seinem Blockbuster-Medikamenten (mehr als zwei Milliarden Umsatz) zählt. "Xarelto ist inzwischen in mehr als 70 Ländern zur Prävention von Schlaganfällen und systemischen Embolien bei Patienten mit Vorhofflimmern und zur Behandlung von tiefen Venenthrombosen sowie zur Prävention wiederkehrender tiefer Venenthrombosen und Lungenembolien zugelassen", schwärmte Dekkers und addierte dazu noch weit in der Entwicklung fortgeschrittene Medikamente bei Augen-, Darmkrebs und Lungenhochdruckleiden.

In der Pflanzenschutzsparte CropScience, die ab Dezember Liam Condon übernimmt, hat Dekkers in nächster Zeit große Pläne: Bis 2016 sollen im Saatgutgeschäft für die Flächenkulturen Baumwolle, Raps, Reis, Weizen und Sojabohnen 18 Projekte zur Marktreife gebracht werden. Bei Produkten, deren Vermarktung bis 2016 beginnt, hält Dekkers ein Spitzenumsatz-Potenzial von über vier Milliarden Euro für möglich.

Übernahme für 1,2 Milliarden

Dekkers setzt aber nicht nur auf Wachstum von innen heraus, um Bayer weiter nach vorn zu bringen, er setzt auch auf Zukäufe. "Bayer ist interessiert an kleineren und mittleren Akquisitionen besonders im HealthCare- und CropScience-Bereich", betonte er gestern.

Ob die Übernahme des börsennotierten US-Nahrungsergänzungsmittelherstellers Schiff Nutrition für 1,2Milliarden US-Dollar bis Ende des Jahres zu den kleineren oder mittleren Akquisen von Bayer zählt, sagte Marijn Dekkers gestern nicht.

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