Leverkusen Bayer 04: Zahl der Stadionverbote sinkt

Leverkusen · Waren vor ein paar Jahren noch regelmäßig mehr als 100 Personen als dem Fan-Umfeld von Bayer 04 mit einem Stadion-Bann belegt, sind es aktuell nur 42. Das Fanprojekt begrüßt zudem die Einführung der neuen Stadionverbotsrichtlinie.

 Die Polizei vor der BayArena: Vier Verletzte, 72 Ingewahrsamnahmen, 58 Platzverweise und 31 Strafanzeigen – das war die traurige Bilanz des Mittelrhein-Derbys in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayer Leverkusen und dem 1.FC Köln Ende Februar 2010.

Die Polizei vor der BayArena: Vier Verletzte, 72 Ingewahrsamnahmen, 58 Platzverweise und 31 Strafanzeigen – das war die traurige Bilanz des Mittelrhein-Derbys in der Fußball-Bundesliga zwischen Bayer Leverkusen und dem 1.FC Köln Ende Februar 2010.

Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Die aktuelle Zahl erscheint gering. Etwa angesichts dessen, dass in den Saisons 2008/09 und 2009/10 im Nachgang von nur zwei Partien (gegen Köln) insgesamt mehr als 200 Stadionverbote für beide Lager verhängt wurden. Und angesichts dessen, dass die Zahl der betroffenen Leverkusener Anhänger 2009 und 2010 verlässlich im dreistelligen Bereich lag. Derzeit sind "nur" 42 Personen, die Bayer 04 zugerechnet werden, mit einem solchen Bann belegt. 29 Mal sprach ihn der Werksklub aus, 13 Mal wurden Personen auswärts auffällig und von anderen Vereinen bestraft.

"Es gibt in diesem Bereich eine positive Entwicklung", bekräftigt Meinolf Sprink, Kommunikationschef von Bayer 04, und ergänzt: "Im bundesweiten Vergleich lag und liegt die Anzahl der Stadionverbote bei uns stets in einem überschaubaren Rahmen." Dass die deutliche Reduzierung des Aufkommens damit zusammenhängen könnte, dass sich seit dem Abstieg des FC im Sommer 2012 die benachbarten rheinischen Rivalen keine Liga mehr teilen, hält Sprink für einen "akademischen Gedanken, der von unserer Seite nicht bewertet werden kann". Ähnlich sieht das der Leiter des Bayer-04-Fanprojekts Stefan Thomé: Am erfreulichen Stand "würde das Derby wenig ändern".

Aber es ist nicht nur das niedrige Aufkommen, das dafür sorgt, dass das Wort "Stadionverbot" aktuell für manchen nicht so sehr wie sonst als Reizwort taugt. Derzeit machen lobende Worte der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) die Runde, mit dem das Inkrafttreten der neuen Stadionverbotsrichtlinie im Januar 2014 begrüßt wird. Darin fänden sich "begrüßenswerte Verbesserungen [...] im Sinne der Fans", teilt das Gremium mit. Auch Thomé sieht darin "einen Schritt in die richtige Richtung". Beklagten in der Vergangenheit Betroffene nicht selten "Willkür" beim Verhängen von Stadionverboten, fänden sich bald einige Aspekte in der Richtlinie, die dem entgegenwirken könnten. "Es wird endlich geschaut: Was sind das für Personen, die hinter den Taten stehen", sagt Thomé, der einen großen Fortschritt darin sieht, dass im Zuge eines Stadionverbots-Verfahrens der Betroffene selbst eine Stellungnahme abgeben kann. Zudem sollen bald das Alter, eine eventuelle Einsicht und bei Minderjährigen die Sicht der Eltern in die Beurteilung einfließen. Gut so, findet Thomé und verdeutlicht: "Nicht längst jeder ist charakterlich schon völlig gefestigt, dass er genau weiß, wie er sich in manchen Fällen verhalten sollte." Nicht selten seien Einsicht und Reue riesig bei Leuten, die als "Mitläufer" in brenzlige Lagen geraten seien.

Zu begrüßen sei zudem, dass künftig vom Einleiten eines Verbfahrens bis zur Entscheidung möglichst nur noch vier Wochen vergehen sollen. Thomé: "Das ist die richtige Zeit, um nichts zu überstürzen, aber um auch nicht zu lange abzuwarten." Dass künftig auch verstärkt pädagogische Alternativen (soziale oder ehrenamtliche Tätigkeiten) genutzt werden sollen, um so die Einsicht zu erhöhen und die Dauer des Verbots zu senken, habe wenig Auswirkungen auf seine Arbeit, berichtet Thomé: Bereits seit Einführung des Bewährungskonzepts im Jahr 2000 würden — im Dialog mit der Polizei — regelmäßig Maßnahmen gesucht (und gefunden), um Verbote zu verkürzen. "Das", fügt der Fanprojekt-Leiter an, "nimmt einen großen Raum in unserer Arbeit ein." Wenig stören sich Fanprojekte offenbar auch daran, dass die maximale Dauer eines Stadion-Banns erhöht wird. Sind bislang Verbote bis zu vier Jahren möglich, sollen Personen, die gegen ein laufendens Verbot verstoßen, künftig mit bis zu fünf Jahren bestraft werden können.

(zill)
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