Meinolf Sprink im Interview „Geisterspiele – viele Fans akzeptieren das“

Leverkusen · Der Bayer 04-Sozialdirektor über das Engagement der Anhänger in der Corona-Krise und den Fortgang der Saison. „Allerdings“, sagt Meinolf Sprink, „ist der Pokal ein sehr emotionales Thema für uns und unsere Fans“. Die Trauer, nicht zum Endspiel nach Berlin reisen zu dürfen, wäre sehr groß.

 Die Nordkurve vor Corona. Aber die Fans können weit mehr als ihr Team anfeuern, zeigt sich Bayer 04-Direktor Sprink angetan von ihrem Engagement.

Die Nordkurve vor Corona. Aber die Fans können weit mehr als ihr Team anfeuern, zeigt sich Bayer 04-Direktor Sprink angetan von ihrem Engagement.

Foto: Bernd Bussang

Herr Sprink, die Fußball-Fans in Deutschland haben in den vergangenen Wochen mit vielen Hilfsaktionen in der Corona-Krise positiv von sich reden gemacht. Welche Aktionen gab es bei den Anhängern von Bayer 04?


Sprink
Die aktive Fanszene, also die Ultras und NK12, haben einen Einkaufsservice angeboten, der gut angenommen wurde. Sie haben den Kräften im städtischen Krankenhaus, im St.-Josef- und im Remigius-Krankenhaus Nervennahrung gebracht. Zudem haben sie sich indirekt an einer Aktion des Vereins beteiligt, mit der wir unter anderem durch Trikotversteigerungen Geld für den Wildpark Reuschenberg gesammelt haben. Dabei sind rund 2000 Euro zusammengekommen. Ähnlich lief es bei einer Aktion für die Leverkusener Tafel.

Bayers Sportgeschäftsführer Rudi Völler hat seinen ehemaligen Klub Kickers Offenbach durch den Kauf 100 sogenannter „Geistertickets“ finanziell unterstützt. Auch die Bayer-Fans haben sich solidarisch gezeigt.

Sprink Das stimmt. Der OFC leidet derzeit wie viele Fußball-Regionalligisten. Da seit Jahrzehnten eine Fanfreundschaft zwischen Bayer 04 und Offenbach besteht, haben auch wir etwas getan. Beispielsweise wurde ein Trikot von Thorsten Judt, einem ehemaligen Offenbacher Spieler, der inzwischen für uns arbeitet, versteigert. Auch bei dieser Aktion sind in etwa 2000 Euro zusammengekommen.

Was hat der Verein sonst noch getan, um zu helfen?

Sprink Über die Osterfeiertage haben wir insgesamt 6600 Schoko-Osterhasen mit Bayer-Gruß an die Menschen in den Krankenhäusern, Altenheimen, bei der Feuerwehr, Polizei, den Sozialdiensten und beim Gesundheitsamt der Stadt Leverkusen verteilt. Dafür haben wir in den sozialen Medien sehr positive Rückmeldungen erhalten. Die Menschen haben sich gefreut, dass wir an sie gedacht haben.

Welche Möglichkeiten haben die Anhänger des Werksklubs aktuell, um sich zu engagieren?

Sprink Alle Fans, die bereits Tickets für eines der ausgefallenen Spiele erworben haben, können sich den Preis für dafür erstatten lassen, oder aber den Gegenwert an eine gemeinnützige Organisation spenden. Dabei können sie zwischen der Bürgerstiftung Leverkusen und der Sportförderung gGmbH von Bayer 04 wählen. Bis zum 16. Mai können noch die entsprechenden Formulare auf unsere Internetseite ausgefüllt werden.

Wie steht die Fanszene in Leverkusen zum Thema „Geisterspiele“?

Sprink Niemand aus der aktiven Fanszene in Deutschland ist ein Befürworter von Spielen ohne Zuschauer. Aber viele akzeptieren es inzwischen, da es nicht anders weitergehen kann. Das war auch Thema in der letzten Kurvenratssitzung, die virtuell stattfand. Sicherlich gibt es Hardliner, die Spiele ohne Fans komplett ablehnen. Aber das Thema mit den nicht unzureichenden Testkapazitäten ist inzwischen obsolet.

Ist geplant, ähnliche wie in Mönchengladbach, lebensgroße Papp-Fans in der BayArena aufzustellen?


Sprink
Wir haben uns gegen dieses Modell entschieden. Es wird aber Fahnen und Banner geben, so dass es im Fernsehen nicht nach leeren Plätzen aussieht.

Besteht beim Werksklub die Sorge, dass sich die Fans bei einem „Geisterspiel“ vor der BayArena versammeln würden?

Sprink Nein, diese Sorge besteht nicht. Allerdings ist der Pokal ein sehr emotionales Thema für uns und unsere Fans. Stellen Sie sich vor, wir würden das Endspiel in Berlin erreichen und dürften nicht dorthin. Die Trauer wäre sehr groß – egal ob bei den aktiven Fans, Klubmitgliedern oder VIP-Kunden. Das Pokalendspiel ist das emotionalste Spiel von allen.

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