Ausstellung im Erholungshaus So viel Bauhaus hier

Leverkusen · Im Erholungshaus zeigt eine Schau ab Sonntag, wie es den Künstlern ergangen ist, die nicht ins Exil gingen. Allen voran Oskar Schlemmer.

 Ein Entwurf für ein Lackkabinett von Oskar Schlemmer ist eines der gezeigten Werke im Erholungshaus. Eröffnet wird die Schau am Sonntag um 11 Uhr.

Ein Entwurf für ein Lackkabinett von Oskar Schlemmer ist eines der gezeigten Werke im Erholungshaus. Eröffnet wird die Schau am Sonntag um 11 Uhr.

Foto: Von-der-Heydt-Museum Wuppertal/Kunst- und Museumsverein im Von-der-Heydt-Museum Wuppertal

Mit den großen Ausstellungen, die zu 100 Jahre Bauhaus aktuell gezeigt werden, hat die Präsentation im Erholungshaus wenig zu tun. Bayer Kultur hat sich mehr dafür interessiert, wie es den Bauhaus-Künstlern nach der Schließung durch die Nazis 1933 ergangen ist. Und zwar jenen, die nicht ins Exil gingen, sondern in Deutschland blieben. Der Titel „So viel Bauhaus hier“ ist ein Zitat von Oskar Schlemmer, als er die Textilfachschule in Krefeld besuchte, wo Bauhaus-Kollege Georg Muche 1938 einen Lehrstuhl übernommen hatte. Dem Schweizer Paul Klee war gekündigt worden, weil er Ausländer war.

„Und so viele brauchbare Leute“, setzte Schlemmer im Brief an seine Frau hinzu. Er und der ebenfalls aus dem Lehramt entlassene Professor Willi Baumeister waren von Kurt Herberts in dessen Wuppertaler Lackfabrik mit Forschung, Lehre und diversen angewandten Arbeiten beauftragt worden. Für beide überlebenswichtig, vor allem für den verarmten Schlemmer, der seine Familie mit drei Kindern zu versorgen hatte. Baumeister kam mit der Situation deutlich besser zurecht als der Kollege, der ihn in Briefen offen um den unbekümmerten Charakter beneidete.

Neben Kurzbiografien von Muche, Schlemmer und Baumeister ist in der Schau an Wandtexten einiges über die Geschichte des Wuppertaler Arbeitskreises der Bauhäusler und die Situation an den beiden Bayer-Standorten Wuppertal und Krefeld nachzulesen. So erschließt sich manches Werk ganz anders. Die große Zeichnung im Eingangsbereich, der Entwurf für ein Wandbild nach dem Konzept „Mensch im Raum“ im Haus Mendelssohn aus dem Jahr 1930, kennzeichnet den Höhepunkt der Karriere von Oskar Schlemmer, als seine Arbeiten vom MoMA angefragt und angekauft wurden. Zu sehen sind Beispiele seiner Porträt-Kunst – von einem Plakat mit kantigem Kopf aus 1913 über die zwei Köpfe seiner barocken Phase, das der Sammlung Mors-
broich gehört, bis zu den Skizzen aus der Wuppertaler Zeit, die den Pinselprüfer zeigen und dem Von- der-Heydt-Museum gehören.

Im Auftrag Herberts’ entstanden die Entwürfe Schlemmers für ein Lackkabinett, das nicht mehr ausgeführt werden konnte, weil die Lackakademie am Döppersberg von Bomben zerstört wurde. Zwei Blätter der „Fensterbilder“ gehören zu den letzten Werken vor Schlemmers Tod 1943, entstanden als freie Arbeiten kurz vor der Verdunkelung. Die Exponate von Baumeister zeigen angewandte Forschungsprojekte und Bilder, die die Perspektive in die Kunst der 1950er Jahre öffnen. Figurativer und an Fresco-Malerei erinnernd sind dagegen die Beispiele aus dem Atelier von Muche.

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