Leverkusen Bau-Stau wegen Konjunkturpaket

Leverkusen · Weil Handwerksunternehmen wegen des Konjunkturpakets II zurzeit eine wahre Auftragsflut abarbeiten, verzögert sich ein Teil der Schulsanierungen. Teilweise werden sie auch teurer. Für die Stadt fast täglich ein neuer Balance-Akt.

Maria Kümmel verbringt zurzeit viele schlaflose Nächte. "Bei jeder neuen Ausschreibung zittere ich, ob wir auch genug vernünftige Angebote hereinbekommen", räumt die stellvertretende Leiterin des städtischen Fachbereichs Hochbau ein. Der Grund: die Auswirkungen des so genannten Konjunkturpakets II.

Dieses Förderprogramm des Bundes, das vor allem Sanierungen von Schulgebäuden im energetischen Bereich ankurbeln sollte, erweist sich jetzt als ein Haupthindernis bei der Ausführung. Denn weil die Handwerksunternehmen wegen der Fülle an Aufträgen aus diesem Paket zurzeit landauf, landab eine wahre Auftragsflut abarbeiten, verzögert sich ein Teil der Schulsanierungen.

"Wir haben es zum Beispiel im Bereich der Fenstersanierungen in den vergangenen Monaten schon erlebt, dass sich auf zehn Aufträge überhaupt kein Interessent gemeldet hat", berichtet Maria Kümmel: "Da mussten wir neu ausschreiben." In anderen Bereichen seien nur zwei Angebote eingetroffen, wo vor dem Konjunkturpaket bis zu 15 zu erwarten gewesen seien.

Eine Folge: Geschätzt rund ein Drittel der einzelnen Sanierungs-Arbeiten in Leverkusen verzögert sich. Meist ist das unproblematisch, da der Gesetzgeber die Fristen für die Bauarbeiten inzwischen verlängert hat. Um die Fördergelder zu erhalten, reicht es mittlerweile aus, die Arbeiten in diesem Jahr zu beginnen, abgeschlossen werden können sie auch noch 2011.

Gehofft, dass es nicht kalt wird

Doch in Einzelfällen kann es auch echte Probleme geben. So musste auf dringend benötigte Wärmeaustauscher für die Fernwärmeversorgung am Freiherr-vom-Stein- und am Lise-Meitner-Gymnasium vier Wochen länger gewartet werden als geplant. "Da haben wir nur gehofft, dass es in dieser Zeit nicht schon so kalt wird, dass die Heizung eingeschaltet werden muss", sagt Maria Kümmel.

Eine weitere Folge des Auftragsstaus ist kaum weniger ärgerlich: Vieles wird teurer. Die Gesetze des Marktes schlagen auch beim Konjunkturpaket unerbittlich zu. Sinkendes Angebot bei steigender Nachfrage treibt die Preise hoch.

Weil Handwerksunternehmen wegen des Konjunkturpakets II zurzeit eine wahre Auftragsflut abarbeiten, verzögert sich ein Teil der Schulsanierungen. TAlle drei Tage geht Maria Kümmel die Aufträge im Hinblick auf die Kosten durch. Denn wenn etwa eine Fenstersanierung um 40 000 Euro teurer wird, muss das Geld anderswo, etwa beim Dach, wieder eingespart werden. Statt bei den Fassaden die Wärmedämmung durch Klinker oder harte Platte abzuschließen, sei auch eine Putzfassade denkbar – billiger, aber eben auch wieder anfälliger. Eine so drastische Maßnahme habe man zum Glück aber noch nicht ergreifen müssen, betont die städtische Bauexpertin.

Auch die Kreishandwerkerschaft bestätigte gestern den "Paket-Stau" der Aufträge. "Das liegt zum Teil aber auch an den Fristen", erläuterte der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Marcus Otto. Bei einem Auftragsvolumen von 900 000 Euro mit nur einer Woche Abgabefrist sei es gerade für die vielen kleinere Unternehmen nicht möglich, rechtzeitig alles abzuwägen: "Die müssen sich ja auch erst einmal bei ihren Zulieferern erkundigen." Gleichwohl hält Otto das Konjunkturpaket trotz aller Widrigkeiten für eine gute Sache: "Das hat uns im Handwerk sehr geholfen." Der Auftragsstau sei für die Kommunen aber zweifellos eine echte Herausforderung.

Maria Kümmel wird wohl noch manche Nacht wenig Schlaf finden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort