Leverkusen Bau-Mafia: Polizei nimmt Opladener fest

Leverkusen · Per Großeinsatz holte die Polizei in NRW zu einem Schlag gegen die italienische Bau-Mafia aus. In Leverkusen drangen Spezialisten des SEK und Steuerfahnder in die Wohnung eines 39-Jährigen ein. Gegen den Mann besteht ein Haftbefehl.

 Suche nach Schwarzarbeitern an der Bismarckstraße: Zollbeamte kontrollierten gestern routinemäßig die Beschäftigten auf der Baustelle gegenüber der BayArena. Bayer 04 lässt dort den Behinderten-Parkplatz sanieren. Die Kontrolle hatte nichts mit dem Schlag gegen die Bau-Mafia zu tun.

Suche nach Schwarzarbeitern an der Bismarckstraße: Zollbeamte kontrollierten gestern routinemäßig die Beschäftigten auf der Baustelle gegenüber der BayArena. Bayer 04 lässt dort den Behinderten-Parkplatz sanieren. Die Kontrolle hatte nichts mit dem Schlag gegen die Bau-Mafia zu tun.

Foto: Miserius

Stippvisite an der Bismarckstraße gestern Morgen: Fahnder des Hauptzollamts Köln parkten ihre Fahrzeuge gegenüber der BayArena und gingen die paar Schritte zur Baustelle auf dem Behindertenparkplatz — ein Teil der Großoffensive, die die Polizei gestern gegen die italienische Baumafia startete und dabei auch Leverkusen im Visier hatte?

Gerd Plinz, Pressesprecher des Kölner Zolls, winkte ab: "Das war eine Routinekontrolle in Sachen Schwarzarbeit, unsere Mitarbeiter sind täglich draußen, zum Beispiel auch zur Prävention." Gefunden haben sie auf der Parkplatz-Baustelle — Bayer lässt den Platz instandsetzen (wir berichteten) — nichts.

"Wir kennen diese Kontrollen. Und die Kontrolleure kennen uns", sagte Dietmar Müller, Prokurist der Leverkusener Firma Sahler, die die Arbeiten für Bayer ausführt. "Es war alles okay, die Arbeiter hatten ihre Ausweise dabei. Der Einsatz hatte nichts mit dem Schlag gegen die Baumafia zu tun."

Zugeschlagen haben Mitarbeiter des Spezialeinsatzkommando und der Steuerfahndung am Morgen in Opladen. Die Wache am Opladener Platz diente als Sammelstelle, von dort ging es zur Wohnung eines 39-jährigen Italieners. Ihm wird vorgeworfen, Mitglied der italienischen Baumafia zu sein, berichtete Polizeisprecher Wolfgang Baldes.

Die Polizei durchsuchte mit mehr als 400 Polizisten und Steuerfahndern und den Spezialeinheiten Wohnungen und Geschäftsräume italienischer Baufirmen etwa in Köln, Leverkusen, Bergisch-Gladbach und Solingen, aber auch im Ruhrgebiet. Parallel hätten auch italienische Ermittler "mit Durchsuchungen und der Vollstreckung von sechs internationalen Haftbefehlen des Amtsgerichts Köln gegen italienische Tatverdächtige" auf Sizilien begonnen, meldete die Polizei.

Über ein Jahr hätten die Ermittlungen — auch in Opladen gedauert, sagte Baldes. "Den Beschuldigten wird zur Last gelegt, 24 so genannte ,Strohmannfirmen' gegründet zu haben, über die Schwarzarbeit und Steuerstraftaten mit einem Gesamtschaden von mehr als 30 Millionen Euro abgewickelt wurden."

Elf von zwölf Haftbefehlen in NRW wurden vollstreckt. Einer davon gegen den Opladener. Er wurde umgehend nach der Festnahme in der Wohnung aufs Polizeipräsidium in Köln-Kalk gebracht. Laut Baldes waren an der Aktion in Opladen zwei Teams der Polizei und die Steuerfahnder beteiligt.

Auch Bernd Fass vom Opladener Bauverein (GBO) hatte von dem Vorfall gehört und berichtete, wie sich der Bauverein vor mafiösen Verstrickungen und Korruption zu schützen sucht. "Es ist immer gut, mit eingesessenen örtlichen Unternehmen zusammenzuarbeiten, bei denen man die Inhaber kennt und auch deren Geschäftsgebaren. So kann man sich zumindest etwas absichern, als wenn man auf dem freien Markt eine unbekannte Firma auswählt, nur weil es der Preis diktiert", betonte der GBO-Geschäftsführer.

"Wir vergeben in der Regel an uns bekannte Unternehmen, dann kommen wir erst gar nicht in diesen Dunstkreis." Außerdem habe der GBO einen Passus in seinen Verträgen, in dem zur Auflage gemacht ist, "dass die Baufirma nur sozialversicherungspflichtige Angestellte einsetzt", berichtete Bernd Fass, dem Kontrollen des Hauptzollamts übrigens auch nicht fremd sind: "Auf der Baustelle Düsseldorfer Straße war der Zoll oft."

Auch bei der Wohnungsgesellschaft Leverkusen (WGL) war die Polizeiaktion Thema. "Von unseren beiden aktuellen Baustellen, der Kindertagesstätte an der Morsbroicher Straße und Seniorenwohnungen an der Myliusstraße, haben wir aber nichts gehört", berichtete Geschäftsführer Wolfgang Mues. In dem Fall waren keine Nachrichten gute Nachrichten. Um Distanz zu schwarzen Schafen der Baubranche zu wahren, lasse die WGL in Verträgen mit Bauunternehmen festschreiben, dass alle Arbeiter über eine Zulassung und Sozialversicherung verfügen, sagte Mues.

Zwar habe man keine schlechten Erfahrungen gemacht in jüngster Vergangenheit. "Aber passieren kann immer etwas — insbesondere auf Großbaustellen", sagte Mues. Vor allem wenn ein Vertragspartner Leistungen an andere Firma vergibt und diese ebenfalls einen Subunternehmen beauftragt. Mues: "Dann wird es schwierig, alles zu kontrollieren" — dafür ist ja dann der Zoll da, wie gestern Morgen an der BayArena.

(RP/rl/top)
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