Das Böse der Welt in der Friedenskirche Barrio Latino: Eine Arche der globalen Probleme

Schlebusch · Die Gruppe lateinamerikanischer Künstler Barrio Latino schickt ein Boot mit dem Bösen der Welt auf große Fahrt

 Die PolitArche ist bis Sonntag in der Friedenskirche zu sehen.

Die PolitArche ist bis Sonntag in der Friedenskirche zu sehen.

Foto: Barrio Latino

Es ist eher eine Umkehrung der biblischen Arche, die noch bis Sonntag in der evangelischen Friedenskirche in der Waldsiedlung zu sehen ist. Während Noah das große Schiff als Zufluchtsort baute, um Menschen und Tiere vor der großen Sintflut zu retten, haben die sieben Künstler der 1999 gegründeten Gruppe Barrio Latino alles das auf ihre „PolitArche“ geladen, was sie gerne weit draußen im Meer versenkt sähen.

Beladen ist das sechs Meter lange und 1,80 Meter hohe Boot mit aufrecht stehenden Pappröhren, die zum Beispiel mit Gesichtern und Logos von fragwürdigen Politikern, rücksichtslosen Wirtschaftsunternehmen, skrupellosen Diktatoren, gefährliche Sekten und Institutionen, von denen nichts Gutes ausgeht, beklebt sind. Diese stehen für Umweltverschmutzung, Klimaveränderung, Verletzung der Menschenrechte, Kinderarbeit, Unterbezahlung, Machtmissbrauch, Populismus, Armut, Kriege und Fluchtbewegungen.

Jede Röhre trägt außerdem eine Nummer, unter der sich die dazu gehörige Erklärung nachschauen lässt. Denn die beteiligten Künstler haben zuvor genau recherchiert, bevor sie ihre Vorwürfe formuliert haben, erzählt Ellen Loh-Bachmann (Eloba), an deren Tisch die Idee entwickelt wurde. Sie gehört seit Jahren dem Kreis südamerikanischer Künstler an als Vertreterin für Mexico, wo sie viele Jahre gelebt und gearbeitet hat. Zusammen mit den Kollegen aus Venezuela, Argentinien, Ecuador, Costa Rica und Kolumbien hat sie an der praktischen Umsetzung im großen Kölner Werkstatt-Atelier von Oswaldo Pulido gearbeitet. Jeder trug das zum gesellschaftspolitisch motivierten Projekt bei, was er handwerklich am besten beherrschte.

Zu jeder der 340 Positionen im Boot aus Recyclingmaterial wurde eine erklärende DIN A 4-Seite geschrieben und zu einem ganzen Buch zusammengefügt. Die Polit-
Arche aus Pappe mit Holzgerüst erinnert an die Tradition der Narrenschiffe, moralsatirische Darstellungen bei Hieronymos Bosch oder Sebastian Brant, die auf einem humanistischen Weltbild beruhen. Die einzige menschliche Figur auf dem Schiff ist die Allegorie der Vernunft, erklärt die Künstlergruppe Barrio Latino ihren Ansatz. Die christliche Symbolik der Arche, die für die Rettung der Schöpfung stehe, werde in der PolitArche umgedreht: Das Böse schickt man auf große Fahrt und damit zum Teufel. Seien Krisen in der Vergangenheit noch lokal begrenzt gewesen, sei im 21. Jahrhundert eine Globalisierung der Probleme allgegenwärtig. Politik, Wirtschaft und Umwelt seien derartig verflochten, dass eine weltweite Krise nicht mehr aufzuhalten sei.

Die PolitArche ist bis Sonntag in der Friedenskirche, Merziger Str. 4, zu sehen. Öffnungszeiten: 24.Oktober, 17-19 Uhr und Sonntag, 27. Oktober, 11-13 Uhr.

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