Fruchthandel in Leverkusen Walter Pott der Obstkönig von Opladen

Leverkusen · 90 Jahre nach der Gründung präsentiert sich der einstige Bananenspezialist als breit aufgestelltes Unternehmen.

 Stefan Heine ist seit drei Jahren Geschäftsführer der Walter Pott GmbH. Er führt das Traditionsunternehmen in die Zukunft.

Stefan Heine ist seit drei Jahren Geschäftsführer der Walter Pott GmbH. Er führt das Traditionsunternehmen in die Zukunft.

Foto: U. Miserius

Als Zitronen, Orangen und Bananen noch als exotisch galten, hatte Walter Pott die Südfrüchte bereits appetitlich in seiner Schaufensterauslage drapiert. Das war vor 90 Jahren. Heute gehört das ehemalige Einzelhandelsgeschäft für Obst- und Südfrüchte zu den modernen Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Obst- und Gemüsewelt. Zum Vergleich: Bei der Gründung im Jahr 1928 hatte Pott gerade mal fünf Produkte im Angebot, heute sind es 80 bis 90 - pro Woche.

Seit 2011 ist die Walter Pott GmbH eine Tochtergesellschaft der Erzeugergenossenschaft Landgard und somit zugehörig zu einem der wesentlichen Player der nachhaltigen Vermarktung von Obst und Gemüse. "Wir decken sämtliche Bereiche ab von der ersthändigen Beschaffung - das heißt, wir vermarkten die Waren unserer Mitgliedsbetriebe - über die Verpackung bis hin zum Transport", sagt Geschäftsführer Stefan Heine.

Südfrüchte wie Zitronen und Orangen waren Ende der 1920er Jahre eine echte Delikatesse. Die Bananen wurden damals noch von Hand verpackt.

Südfrüchte wie Zitronen und Orangen waren Ende der 1920er Jahre eine echte Delikatesse. Die Bananen wurden damals noch von Hand verpackt.

Foto: Pott

Die Firma habe sich zu einem "Anbieter mit einer breiten regionalen, nationalen und internationalen Obst- und Gemüsepalette mit dem Schwerpunkt der nachhaltigen Vermarktung der Ware unserer Mitgliedsbetriebe" entwickelt. Nicht nur Kohlrabi, Zwiebeln, Fenchel und Blumenkohl aus der Region liefern die eigenen Sattelschlepper direkt bis zum Kunden. Sondern auch Granatäpfel und Passionsfrüchte aus Israel - und natürlich Bananen.

Denn auch heute noch dreht sich bei dem einstigen Bananen-Spezialisten ziemlich viel um die süßen, gelben Früchte. "Der Name Walter Pott hat Tradition. Der Import, die Reifung und die Verpackung der Bananen machen noch immer einen maßgeblichen Anteil des Umsatzes aus", sagt Heine, der vor drei Jahren die Geschäftsführung übernommen hat.

Bananen: In Opladen feiert der Fruchthandel Walter Pott Jubiläum
Foto: Walter Pott GmbH

Die Bananen - konventionell und in Bio-Qualität - stammen aus ganz Mittelamerika, etwa aus Ecuador, Costa Rica oder Guatemala. Und jede Woche verlassen rund 30.000 Kartons mit je 18 Kilogramm Bananen das 6500 Quadratmeter große Betriebsgelände an der Stauffenbergstraße.

Damals, Ende der 1940er Jahre, als die ersten Bananen importiert wurden (übrigens noch komplett als Staude), ließ Walter Pott die Früchte in einer alten Bunkeranlage in Opladen reifen. "Das war eine echte Sensation", erzählt Heine. 1953 baute Pott dann eine moderne Bananenreiferei, was in jener Zeit eine ungewöhnliche Geschäftsidee war. Heute werden die Bananen geschnitten und in Kartons verpackt importiert.

Nachdem sie in Opladen angekommen sind, werden sie sofort in eine der 45 Reifekammern gebracht. Dort lagern sie zwischen fünf und sieben Tage lang bei Temperaturen von 15 bis 18 Grad, die optimale Lagertemperatur liegt bei 14 Grad. Unter den etwa 180 Mitarbeitern gibt es sogar drei ausgewiesene Bananenreifer, die ausschließlich für dieses Obst zuständig sind. Denn Bananen sind anspruchsvoll. Nur ein Grad zu wenig, und die Schale wird unansehnlich.

"Das Besondere ist, dass wir die Bananen punktgenau reifen lassen und exakt mit dem Reifegrad an den Kunden liefern, den dieser wünscht", erklärt Stefan Heine. In dem einen Supermarkt ist die Schale deshalb noch leicht grünlich, und in dem anderen bereits hellgelb. Die reifen Bananen werden schließlich noch bedarfsgerecht verpackt und dann zu Kunden in Deutschland und im benachbarten Ausland transportiert.

Apropos Verpackung: Wer beim Umzug schon mal Bücher in Bananenkartons transportiert hat, der kennt die Vorzüge dieser Kisten. Sie sind unglaublich stabil und lassen sich gut tragen. Künftig werden die Früchte aber in anderen Kartons verpackt, sagt Stefan Heine. "Wir benutzen die schon." Die neuen Kisten sind etwas flacher, für die Supermarktmitarbeiter leichter zu öffnen und attraktiver für die Kunden. "Aber Bücher lassen sich trotzdem noch darin transportieren."

Welchen Herausforderungen muss sich ein Unternehmen wie Walter Pott künftig stellen? "Unser Fokus liegt auf allen Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekten", betont Geschäftsführer Heine. "Weniger bis gar keine Verpackungen oder recyclingfähige Verpackungen sind ein großes Thema." Außerdem stellten die Kunden immer höhere Ansprüche an die Qualität der Produkte; Transparenz und Qualitätsmanagement seien immer wichtiger. "Dass wir uns in dieser Hinsicht ständig weiterentwickeln, sehen wir als Selbstverständlichkeit."

Aber auch die regelmäßige Suche nach neuen Produkten ist ein Muss. Denn nicht nur in der Mode gibt es Trends, auch bei Obst und Gemüse: "2015 beispielsweise haben wir nicht eine einzige Süßkartoffel verkauft", sagt der Experte. Aber plötzlich - keiner weiß so recht, wieso - galt die Süßkartoffel als hip. "Im vergangenen Jahr haben wir dann schon mehr als 2500 Tonnen abgesetzt - und der Boom hält an."

(RP)
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