Opladen Bahner kritisieren die Stadt

Opladen · Die Bahner-Gewerkschaft Transnet sieht sich als Partner der Neuen Bahn-Stadt Opladen. Gestern hagelte es für die städtischen Planer aber erstmal Kritik. Arbeitsplätze und der Bahnhof seien im Konzept nicht genug berücksichtigt.

Stefan Karl war nicht zu beneiden. Als Planer der Neuen Bahn-Stadt Opladen GmbH sah er sich knapp 80 ehemaligen Bahnern gegenüber. "Wie viel von den veranschlagten 120 Millionen Euro haben Sie schon verbraten?", "Warum liegen in Leverkusen Gewerbegebiete mitten in der Stadt und nicht am Rand?", "Unter der Hand erzählt man, dass dubiose Investoren ins Boot geholt werden." Sowieso: Hinsichtlich privater Geldgeber sollte Karl sich nichts vormachen: "Investoren sind alle Verbrecher."

So klang — auszugsweise — der Tenor im Sängerheim Germania in der Werkstättenstraße. Dorthin luden die Bahnergewerkschaft Transnet Wupper-Rhein-Berg und ihr Bevollmächtigter Kuno Dreschmann ein, um mit Bahn-Stadt-Vertretern zu diskutieren. Erst gegen Ende stieß die Chefin der GmbH, Vera Rottes, zum Treffen. Ihr und Karl reichte Dreschmann verbal die Hand: "Mit uns haben Sie einen Partner an der Seite." Aber gestern knuffte die Gewerkschaft dem Partner erstmal ordentlich in die Seite.

Private Eisenbahnfirmen anlocken

"Uns geht es um Arbeitsplätze, Bahnhof, Wohnen und dann um einen schönen Park — in dieser Reihenfolge", erklärte Dreschmann, der sich als Moderator selbst am häufigsten das Wort erteilte. Skepsis herrschte hinsichtlich der geplanten Gewerbeansiedlungen. Daher holte Dreschmann eine alten Plan wieder hervor: Durch einen neuen Gleisanschluss für die beiden großen Werkshallen ließen sich private Eisenbahnfirmen anlocken. Dass Ähnliches nach der Schließung des Werks nicht zum Erfolg führte, sei am Widerstand der Bahn gescheitert. Laut Dreschmann stünden die Chancen nun besser.

Das zweite große Ausrufezeichen setzten die Gewerkschafter hinsichtlich des Bahnhofs. Das aktuelle Gebäude soll in drei bis vier Jahren im Rahmen der Verlegung der Gütergleise verschwinden. Ersatz soll mit Hilfe eines Investors beschafft und die Bahn dazu ermuntert werden, so viel Service wie möglich dort anzbieten. Allerdings sieht Dreschmann die Gefahr "einer Bahn-Stadt ohne Bahnhof" und kündigte an: "Wir werden alle demokratisch-rechtlichen Schritte unternehmen, wenn Opladen zum Haltepunkt verkümmert." Statt der Strategie von Bahn-Chef Hartmut Mehdorn ("Raus aus der Fläche. Was kümmert mich der Nahverkehr?") nachzugeben, so der Transnet-Mann weiter, sollten die Bahn-Stadt-Verantwortlichen auf einen S-Bahn- und einen ICE-Anschluss dringen, um den Bahnhof und den Standort Opladen zu stärken.

Rottes und Karl nahmen alles zur Kenntnis und bemühten sich, diese und weitere Bedenken (etwa hinsichtlich deutlich steigender Mieten im Umfeld und einem unkalkulierbaren Altlasten-Problem) zu zerstreuen. Für weitere Anregungen des neuen Partners stehe die Tür der Bahn-Stadt immer offen.

(RP)
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