Leverkusen Bahn setzt auf Video statt Radar

Leverkusen · Wenn das neue elektronische Stellwerk in Solingen in Betrieb geht, sollen alle Bahnübergänge mit Vollschranken per Videokamera überwacht werden. Auf Radartechnik, die die Bahn andernorts bereits einsetzt, wird verzichtet.

 Weil der Bahnübergang Sandstraße zwischen Opladen und Leichlingen sogenannte Halbschranken besitzt und Personen, die dazwischen geraten, auch wieder herauskommen können, verzichtet die Bahn auf Videoüberwachung.

Weil der Bahnübergang Sandstraße zwischen Opladen und Leichlingen sogenannte Halbschranken besitzt und Personen, die dazwischen geraten, auch wieder herauskommen können, verzichtet die Bahn auf Videoüberwachung.

Foto: UWe Miserius

Die Wärter in den Stellwerk-Häuschen, die die Schranken an den Bahnübergängen bisher von Hand heruntergelassen haben, werden ihre alte Tätigkeit bald aufgeben müssen. Im Juli kommenden Jahres will die Deutsche Bahn ihr neues elektronisches Stellwerk in Solingen-Ohligs in Betrieb nehmen — eine 62-Millionen-Investition mit Auswirkungen.

Ab dann wird der Betrieb der Bahnübergänge von Duisburg aus gesteuert — auch Schranken, Weichen und Signale in Opladen oder Leichlingen. Doch weil dann auch niemand mehr an Ort und Stelle überprüft, ob die Gleise wirklich frei sind, bevor ein Zug durchfährt, will der Konzern die Anlagen künftig mit moderner Technik ausrüsten.

Fahrdienstleiter kontrolliert

"Wir werden die vollbeschrankten Bahnübergänge im Großraum Leverkusen alle mit modernen Videokameras ausrüsten", kündigte ein Bahn-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung an. Die Bilder würden dann in die Betriebszentrale in Duisburg übertragen, wo die Daten von insgesamt 19 elektronischen Stellwerken auflaufen. Die jeweiligen Fahrdienstleiter sollen die Bildschirme beobachten.

Gleichzeitig trat die Bahn Vermutungen entgegen, einzelne Übergänge könnten auch mit Radartechnik ausgerüstet werden. Vereinzelt ist dies heute schon der Fall. Der Vorteil dieser Technik: Es muss niemand vor einem Bildschirm sitzen und Aufnahmen kontrollieren. Das Radar erkennt Bewegungen zwischen und auf den Gleisen, schlägt automatisch Alarm und sorgt dafür, dass das Signal für ein- oder durchfahrende Züge auf "Rot" umspringt.

Genau da liegt allerdings auch ein Schwachpunkt, der möglicherweise damit zu tun hat, dass man sich doch für die Video-Variante entschieden hat. Aus Bahnkreisen hieß es gestern, die Radar-Anlage könne nicht zwischen einem Menschen, einem Reh oder einem Kaninchen unterscheiden: "Sie nimmt nur Bewegungen wahr."

Es sei also durchaus denkbar, dass Züge, die das Vorsignal bereits passiert hätten plötzlich per automatischer Notbremsung gestoppt würden, nur weil ein Kaninchen zwischen den Schranken unterwegs sei. Mehr als nur unangenehm.

Eines stellte die Bahn am Donnerstag übrigens noch einmal deutlich heraus: Überwacht werden sollen auch in Zukunft nur Bahnübergänge mit Vollschranken. Die mit Halbschranken erhalten weder Radar noch Videokameras. Begründung: "Wer dort zwischen die Schranken gerät, kann ja immer noch selbstständig wieder heraus gelangen", sagt der Sprecher.

(RP)
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