Leverkusen Bahn jagt Metalldiebe mit DNA

Leverkusen · Durch das Markieren von Kabeln mit künstlicher DNA-Substanz sollen die Kabeldiebstähle eingedämmt werden. Die resistente Substanz lässt sich jederzeit unter Schwarzlicht nachweisen und identifiziert eindeutig den Besitzer.

 Mit Hilfe eines Lesegeräts kann der Code entziffert werden.

Mit Hilfe eines Lesegeräts kann der Code entziffert werden.

Foto: SDNA

Köln/Leverkusen Im Kampf gegen Kabel- und Metalldiebstähle geht die Deutsche Bahn (DB) ab sofort neue Wege. "Alleine in NRW verzeichnen wir für 2011 (Stand September) einen Anstieg bei Metalldiebstählen von rund 38 Prozent", bestätigt Konzernsicherheitsleiter Oliver Wisse. Besonders beliebt bei Dieben seien Kupferkabel, wie sie in der Leit- und Sicherungstechnik sowie den Oberleitungen verwendet werden. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Mit einer künstlichen Desoxyribonukleinsäure (DNA), werden die Kabel markiert und können so im Falle eines Diebstahls identifiziert werden.

 Täter nach Kontakt mit DNA-Markierung. Sichtbar unter Schwarzlicht.

Täter nach Kontakt mit DNA-Markierung. Sichtbar unter Schwarzlicht.

Foto: SDNA

Dreiste Diebe auch in Leverkusen

 DNA-markiertes Kabel an Bahnstrecke. Trotzt auch Regen und Sonne.

DNA-markiertes Kabel an Bahnstrecke. Trotzt auch Regen und Sonne.

Foto: SDAN

Auch in Leverkusen ist der Diebstahl von Kabeln ein bekanntes Problem. Im Mai diesen Jahres erbeuteten Diebe am Schlebuscher Bahnhof 20 Meter Kupferkabel. 20 Meter klingen harmlos, die Auswirkungen auf den Zugverkehr waren jedoch gravierend. Die Reparaturarbeiten dauerten zwei Tage, ein passierender Regionalexpress fuhr in die lose hängende Oberleitung – massive Verspätungen der Züge waren das Ergebnis. Einer von vielen Fällen. Und auch die Großbaustelle neue Bahnstadt könnte bald schon ins Visier der Diebe geraten.

378 Diebstähle, 5913 betroffene Züge und 1200 Stunden Verspätung, so lautet das traurige Fazit der Bahn AG für NRW (Stand September). "Neben dem zusätzlichen Einsatz von 150 Sicherheitskräften hoffen wir sehr auf den Erfolg der neuartigen DNA-Strategie", unterstreicht DB-Sicherheitsleiter Wisse. "Unser Ziel ist es, die Diebstähle zu minimieren und die Zufriedenheit unserer Kunden wiederherzustellen", ergänzt er.

Aber wie funktioniert die DNA-Technik? r Erstens: Mit der von der Firma "SDNA Forensische Markierungstechnologie" entwickelten "künstlichen DNA" (künstlich, weil anorganisch) werden in Schwerpunktgebieten (Köln/Bonn, östliches Ruhrgebiet) mehrere hundert Kilometer Kabel gekennzeichnet. Diese Kennzeichnung ist nur unter Schwarzlicht sichtbar und überträgt sich nicht auf den Täter. r Zweitens: Das speziell für den Außeneinsatz entwickelte DNA-Spray ist resistent gegen Sonne, Frost, Regen und Feuer und enthält eine chemische Eigentümer-Codierung. "So gekennzeichnetes Material kann eindeutig der DB als Eigentümer zugeordnet werden und ist somit vor Gericht verwertbar", betont Donald van der Laan, Geschäftsführer SDNA. r Drittens: Mit dem Einsatz von "DNA-Grease" (fetthaltiges Markierungsmittel) können zudem gezielt Diebesfallen gestellt werden. Die Substanz überträgt sich beim Anfassen auf Hände, Kleider usw. und ist beim Ableuchten mit einer UV-Lampe deutlich erkennbar. "Wir werden beide Varianten einsetzen und hoffen, somit die Täter schneller und zielsicherer zu identifizieren", erläutert Wisse.

Schilder mit der Aufschrift "Achtung – unsichtbare Markierungen" weisen auf potenziell gekennzeichnete Bahnstrecken hin und sollen die Täter abschrecken.

(RP)
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