Konzert in Quettingen Bach-Chor singt Rossini – und brilliert
Opladen · Chor, Solisten und Instrumentalisten kreierten eine perfekte „Petite Messe Solennelle“.
Die Evangelische Kirche in Quettingen war am Sonntag komplett besetzt. Denn der Bach-Chor Leverkusen schickte sich an, eine Messe vom Opernkomponisten Gioachino Rossini zu singen.
Viele seiner mehr als 35 Opern kennt man noch heute, zumindest durch spritzige Ouvertüren und solistische Höhepunkte. Dass Rossini mit nur 38 Jahren nach vielen Erfolgen ab 1830 keine Opern mehr schrieb und sich geistlicher Musik zuwandte, ist meist nur den Liebhabern der Sparte bekannt. Vor allem sein „Stabat mater“, ein „Requiem“ und die „Petite Messe Solennelle“ sind in Kirchenkonzerten zu hören. Der Komponist selbst hat in das 1863 bei Paris entstandene Manuskript notiert: „Lieber Gott – voilà, nun ist diese arme kleine Messe beendet. Ist es wirklich heilige Musik, die ich gemacht habe oder ist es vermaledeite Musik?“ Rossini hat das „kleine“ Werk für vier Soli und vier- bis siebenstimmigen Chor geschrieben.
Als Begleitung für die von ihm gedachten nur zwölf Stimmen (Soli und Chor) schreibt er zwei Klaviere und ein Harmonium vor. Den lateinischen Text lässt er im Kyrie vom Chor gestalten, wobei die Dynamik von mezzoforte bis zum zweifachen pianissimo reicht. Im Gloria weist er die wichtigsten Lobpreisungen den Solisten mit Choreinwürfen zu. Besondere Herausforderungen für den Chor sind die beiden Fugen „Cum sancto spiritu“ im Gloria und „Et vitam venturi“ im Credo. Das ganze Werk lebt aus der Spannung zwischen Oper und sakraler Musik, denn es verleugnet Rossinis Herkunft von der Oper nicht.
Lena-Maria Kramer (Sopran), Christine Hoffmann (Mezzosopran), Dirk Schmitz (Tenor) und Marek Reichert (Bass) waren die Solisten der Aufführung. Beide Damen mit einem wunderbaren „Qui tollis“, dem mitfühlenden „Crucifixus“ und der feinen Bitte „O salutaris hostia“. Dirk Schmitz mit strahlendem Tenor hatte beim „Domine Deus“ und den mühelosen Höhen die Betonstruktur der Kirchendecke gegen sich, die seine schönen Töne unnötig schärfte. Bassist Marek Reichert sang sein „Quoniam“ mit kraftvollen Höhen.
Jori Schulze-Reimpell am Klavier und Marcus Strümpe am Harmonium agierten bewundernswert, denn ihnen war, anders als den Solisten oder dem Chor, keine Pause gegönnt. Die beiden Tastenlöwen hatten schließlich ein ganzes Orchester darzustellen. Bravi!
Der Bach-Chor war von Michael Porr wie immer bestens für seine Aufgaben vorbereitet worden. Solches fortissimo über lange Strecken und im zweifachen pianissimo noch textverständlich und mit schönem Ton zu singen, dabei alle dynamischen Wechsel zu beachten, das kann nicht jeder Chor. Mit dem ihm eigenen sparsamen, aber konsequenten Dirigat führte Porr zu einem großartigen Ergebnis.
Nach eineinhalb Stunden endete die Messe im fortissimo mit „dona nobis pacem“. Diese Messe und die Schlussbitte „Gib uns Frieden“ war wohl allen Zuhörern unter die Haut gegangen. Das Publikum erhob sich, um Michael Porr und seinem kompletten Ensemble großen Beifall zu spenden.