Leverkusen Baby die Knochen gebrochen?

Leverkusen · War es ein schwerer Fall von Kindesmisshandlung oder doch ein unglücklicher Unfall? Die Polizei ermittelt gegen ein junges Paar aus Rheindorf, das seinen Säugling mit mehreren Frakturen ins Schlebuscher Klinikum gebracht hatte.

Erst sechs Wochen ist der kleine Erdenbürger auf der Welt, doch er hat schon Schlimmes durchgemacht. Auf jeden Fall weiß er, was Schmerzen sind: Nachdem der Junge — wie die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen erst gestern mitteilte — am vergangenen Montag von seinen Eltern ins Schlebuscher Klinikum gebracht worden war, stellte der diensthabende Arzt bei dem Säugling einen Beinbruch und zwei Brüche an einem Arm fest. Der Mediziner informierte die Polizei, die nun gegen die Eltern wegen des Verdachts auf Kindesmisshandlung ermittelt.

Versehentlich aufs Kind gelegt?

Was wirklich geschah, ist bislang ungeklärt: Die Eltern, ein unverheiratetes junges Paar (die Mutter ist 21 Jahre alt, der Vater 20) mit zwei weiteren Kindern im Alter von zwei und drei Jahren, weisen die Misshandlungsvorwürfe zurück. Nach ihrer Darstellung rühren die Verletzungen des Babys von einem Unfall her. Nach RP-Informationen lebt die Familie, die auch noch einige Haustiere halten soll, auf sehr engem Raum zusammen. Mitunter teilen sich drei Personen eine einzige Schlafcouch. Denkbar ist offenbar, dass sich einer der Erwachsenen versehentlich auf den kleinen Jungen gelegt und ihm so die Verletzungen zugefügt hat oder dass das Kind von der Couch gefallen ist.

Fakt ist, dass die junge Familie schon seit einiger Zeit von Mitarbeitern des städtischen Jugendamtes betreut wird. Dabei habe es aber nie Hinweise auf eine Misshandlung der Kinder gegeben, sagte Angela Hillen, Abteilungsleiterin der Leverkusener Erziehungshilfe, gestern im RP-Gespräch. In der aktuellen Situation verhielten sich die Eltern sehr kooperativ. So hätten sie eingewilligt, ihre beiden anderen Kinder vorerst abzugeben und in einem Heim betreuen zu lassen. Der schwerverletzte Säugling wird weiterhin im Krankenhaus behandelt.

Wie es mit der Familie weitergeht, hänge vom Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen ab, erklärte Hillen gegenüber unserer Zeitung. Möglich sind drei Varianten: Stellt sich heraus, dass der kleine Junge tatsächlich bewusst misshandelt worden ist, könnte er dauerhaft in einem Heim untergebracht werden. Eine Alternative wäre die "Rückführung mit Sicherungssystem in den familiären Kontext", wie es im Amtsdeutsch heißt.

Bedeutet: Der Kleine käme wieder in seine Familie, die aber täglich von Fachleuten mehrere Stunden kontrolliert und unterstützt würde. Wenn es sich nachweislich um einen Unfall gehandelt hat, würden die Erziehungshelfer den Schwerpunkt laut Hillen eher auf Begleitung und Beratung der möglicherweise überforderten Eltern legen.

(RP)
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