Leverkusen/Rhein-Berg Azubi-Alarm – mehr als 800 Lehrstellen frei

Leverkusen/Rhein-Berg · Die Kammer schlägt Alarm: Trotz doppelten Abiturjahrgangs sind im Kammerbezirk hunderte Ausbildungsplätze unbesetzt. Ein Überblick.

 Der Stuhl ist derzeit noch in vielen Unternehmen in der Region unbesetzt. Die Handwerkskammer zu Köln geht von bis zu 800 freien Lehrstellen aus.

Der Stuhl ist derzeit noch in vielen Unternehmen in der Region unbesetzt. Die Handwerkskammer zu Köln geht von bis zu 800 freien Lehrstellen aus.

Foto: dpa

Die Zahlen schrecken auf: Die Handwerkskammer zu Köln schätzt, dass es derzeit 600 bis 800 freie Lehrstellen gibt. Allein in der Lehrstellenbörse der Kammer sind es 200. "Aus Gesprächen mit Unternehmern und Innungen wissen wir, dass es in diesem Sommer mehr freie Ausbildungsplätze als noch vor einem Jahr gibt", sagt Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. Ihn sorgt vor allem, dass ein zukunftsträchtiger Beruf wie der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, in der Auflistung der noch unbesetzten Lehrstellen den Spitzenplatz belegt.

Und die Zahl der freien Lehrstellen erhöht sich noch, prognostiziert Weltrich, "weil einige Jugendliche, die einige Monate zuvor vereinbarte Ausbildung nicht antreten werden, unter anderem weil parallel zwei Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden oder sich die Berufsplanung des jungen Menschen kurzfristig geändert hat".

Auf dieses Problem macht auch Chemparkbetreiber Currenta, der Nachwuchskräfte für den eigenen Bedarf, für Bayer und für Lanxess qualifiziert, aufmerksam: "Bei uns sind alle Stellen besetzt. Aber wir können erst Anfang September, wenn das Ausbildungsjahr beginnt, sagen, ob auch jeder, der von uns eine Zusage bekommen hat, seine Stelle angetreten ist", sagt Currenta-Sprecher Marc Mätschke. Für den Fall, dass jemand die Lehre nicht beginnt, gebe es eine Nachrückerliste. "Deswegen unser Appell: Wer weiß, dass er die Stelle nicht antreten wird, soll sich bitte schon jetzt melden, damit Nachrücker von ihrer Chance nicht erst auf den letzten Drücker erfahren."

Generell hat Currenta festgestellt, dass es 15 Prozent mehr Bewerbungen gab als sonst. "Möglicherweise hängt das mit dem doppelten Abschlussjahrgang zusammen", merkt Mätschke an. Den nennt auch Bayer als Auffälligkeit in diesem Jahr. Mätschke ergänzt: "Es gab viele Bewerbungen für den klassischen Bereich, etwa zum Kaufmann." Lanxess fiel zudem auf: "Aus unserer Sicht wären aufgrund der großen Zahl der Ausbildungsplätze für den Beruf des Chemikanten mehr Bewerber in diesem Bereich wünschenswert."

Freie Stellen gibt es, so verzeichnet die Lehrstellenbröse der Handwerkskammer, noch bei "beliebten Ausbildungsberufen wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker". Weit oben auf der Liste freier Lehrstellen stehen Maler- und Lackierer, Elektroniker und Metallbauer. 72 offene Lehrstellen offeriert die Lehrstellenbörse der Industrie- und Handelskammer allein für Leverkusen und Umgebung. Und auch bei der Jobbörse des Arbeitsamts sind noch Ausbildungsplätze für September frei. Auch im Rhein.-Bergischen Kreis. Die ArbeitsamtVermittler weisen darauf hin: Jetzt kämen die ersten Absagen für Studienplätze, deshalb benötigten einige Abiturienten einen "Plan B" in Form einer Lehrstelle. Azubis werden laut Arbeitsagentur noch im Einzelhandel, im medizinischen und im kaufmännischen Bereich, in der Gastronomie, im Straßenbau, im Kfz-Gewerbe, Bankenwesen und im Handwerk gesucht. Auch ein Büchsenmacher biete eine Lehrstelle an.

(RP)
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