Autobahnplanung A3-Tunnel – Initiativen wollen weiter kämpfen

Leverkusen · 2,3 Milliarden Euro für A3-Tunnel machen Variante unwahrscheinlich. Anwohner und Unterstützer geben nicht auf.

 Nicht aufgeben wollen Friedrich Jonas (links) und  Peter Westmeier, auch wenn die jüngste Kostenberechnung gegen einen Durchgangstunnel spricht.

Nicht aufgeben wollen Friedrich Jonas (links) und  Peter Westmeier, auch wenn die jüngste Kostenberechnung gegen einen Durchgangstunnel spricht.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

In der Stadt herrscht vorsichtiger Optimismus, dass der Schlachtruf „Tunnel statt Stelze“ tatsächlich Realität wird. Vorausgesetzt, auch auf Bundesebene sieht man das so und folgt der Empfehlung des Landes für einen kurzen A1-Tunnel zwischen Kreuz Leverkusen und Kreuz Leverkusen-West. Die Freude aber hat einen dicken Wermutstropfen: Denn für einen Durchgangstunnel für die A3 will sich das Land nicht aussprechen. Die Machbarkeitsstudie der Autobahnbehörde Straßen NRW dazu ergab, dass die Fachleute den „Ausbau im Bestand“ befürworten, also die Verbreiterung der Autobahn in Leverkusen oberirdisch.

Erfahren haben das die Leverkusener Initiativen für Verkehrsplanung (LIV) am Montag vergangener Woche. „Bei der gemeinsamen Sitzung des Dialogforums und des Projektbeirats zum Autobahnumbau“, berichtet Friedrich Jonas von der LIV und der Interessengemeinschaft Schleswig-Holstein-Siedlung. Im Dialogforum sitzen Vertreter aus Wirtschaft, von Bürgerinitiativen und Straßen NRW, im Projektbeirat neben der Behörde die Politik und eine Vertreter des Forums. Normalerweise, sagt Jonas, tagen beide nicht gemeinsam.

Zuerst sei es um den A1-Ausbau gegangen, dann um die A3. Vor allem um Geld. „Wir haben da erfahren, dass der oberirdische Ausbau 230 Millionen Euro kosten soll, der Durchgangstunnel aber 2,6 Milliarden Euro. Und wir wundern uns über diesen eklatanten Kostenunterschied. Das wollen wir uns von Straßen NRW erklären lassen“, ergänzt Peter Westmeier von LIV. Den beiden Initativen-Vertretern ist anzumerken, dass sie sich trotz ruhigen Auftretens ärgern. Darüber, dass von Straßen NRW Fakten geschaffen worden seien, so dass ein Durchgangstunnel kaum noch möglich scheine: „Bis an die südliche und die nördliche Stadtgrenze ist die A3 bereits oberirdisch ausgebaut worden, die Knochenbergsweg-Brücke ist frisch über die A3 gebaut. Sie müsste für einen Durchgangstunnel, bei dem der Fernverkehr durch den Tunnel läuft und der lokale Verkehr und der zur Verbindung mit der A1 weiterhin über die A3, abgerissen werden, damit genug Platz für Tunneleinfahrt und das Vorbeiführen des oberirdischen Verkehrs wäre“, erläutert Jonas. „Es wurden so Zwangspunkte geschaffen, über die mit uns nicht gesprochen worden ist.“

Zudem sei in der vergangenen Woche angeführt worden, es wäre zu schwierig, den Abraum, der bei der Tunnelbohrung entsteht, wegzuschaffen. „Zuvor ist das nie als Problem benannt worden“, fügt Westmeier an. Beim oberirdischen Ausbau werde von Behördenseite vieles schön geredet. Laut LIV müssen an der rund 4,8 Kilometer langen Ausbaustrecke ein gutes Dutzend Häuser weichen, zudem Gärten und andere Grundstücksteile, etwa von Firmen, deren Areal heute nah an die bestehende A3 heranreicht.

Unklar sei auch, wie Metro und Bauhaus, die jetzt über die Syltstraße (liegt direkt neben der A3) angefahren werden, künftig angebunden werden, wenn die Autobahn in dem Bereich verbreitert werde. Auch die Stadt müsse dann von ihrem Grundbesitz Flächen abgeben, etwa an den berufsbildenden Schulen an der Bismarckstraße, zeichnet Jonas ein Szenario. Angeblich soll Straßen NRW schon im Kontakt mit Anwohner zum Hausverkauf sein. Mancher Anwohner habe auch einen Anwalt eingeschaltet, berichtet Friedrich Jonas weiter.

Der Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der A3 soll laut Westmeier 2025 fallen. Bis dahin will die LIV weiterkämpfen, wie sie es seit 2013 als Voreiter für „Tunnel statt Stelze“ getan habe. Und falls der oberirdische Ausbau kommen sollte, „dann werden wir uns stark darum kümmern, Schadensbegrenzung für die Anwohner zu betreiben“, betont Peter Westmeier. „Und das schon beim Baulärm für den Ausbau“, ergänzt Jonas.

Apropos Baulärm. Für die Schleswig-Holsteinsiedlung, die vom Lärm der Autobahnen und der Bahn betroffen ist, will Jonas vor allem noch vor dem Autobahnausbau für ordentlichen Lärmschutz von der Bahn kämpfen. „Denn die hat die Taktung auf der Strecke Köln-Wuppertal erhöht. Zudem laufen über die Strecke auch Güter- und Fernverkehre.“

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