Ausstellung im Haus Rheinpark Spurensuchen mit Pinsel und Pastellkreiden

Leverkusen · Unter professioneller Anleitung malen Senioren im Haus Rheinpark. Bilder sind ab 11. Juli in einer Ausstellung zu sehen.

 Christa Röder (90) hat ihre Liebe zur Malerei wiederentdeckt. Kunsttherapeut Oliver Jacobi unterstützt sie.

Christa Röder (90) hat ihre Liebe zur Malerei wiederentdeckt. Kunsttherapeut Oliver Jacobi unterstützt sie.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Mit dem Finger verwischt Christa Röder die harten Konturen auf dem besonders breiten Malpapier. Sie bevorzugt Pastellkreiden, weil sie deren sanfte und weiche Wirkung liebt. „Ich bin noch kein Meister“, sagt sie lachend, „aber es macht großen Spaß“. Früher in der Schule habe sie sehr gerne gemalt, danach eigentlich nicht mehr. Allerdings hat sie ihr Leben lang viel genäht und gehandarbeitet.

In wenigen Wochen feiert die Seniorin ihren 90. Geburtstag. Heute lebt sie im Haus Rheinpark und freut sich über die Möglichkeit im Rahmen eines Kunstprojekts die alte Leidenschaft wieder aufleben zu lassen. Und das mit professioneller Anleitung und Hilfestellung von Oliver Jacobi.

Seit 2014 finden solche Projekte mit dem Titel „Spurensuche“ im Seniorenheim statt, aktuell zum fünften Mal. Diese Woche war der vorletzte von 13 Terminen, bevor ausgewählte Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert werden, die mit einer richtigen kleinen Vernissage am 11. Juli eröffnet wird.

Oliver Jacobi hat Kunst studiert und arbeitet vorwiegend in Kunstschulen, wo er Kurse für Kinder gibt. Außerdem hat er eine Zusatzqualifikation als Kunsttherapeut, was ihn für die Arbeit mit Seniorengruppen wie dieser befähigt. Ganz ruhig geht er von einem zum anderen, hilft allen bei der Wahl der passenden Malutensilien. Die meisten Teilnehmer haben ihre Motive schon in ausgelegten Büchern gefunden, einige arbeiten lieber ohne Vorlage und malen was die eigene Fantasie vorgibt.

Rolf Behr gefällt ein impressionistisches Bild besonders gut, das möchte er nicht unbedingt kopieren, aber auf seine Weise auf die Leinwand übertragen. Und schon skizziert er mit dem Bleistift die grobe Aufteilung des Bildes, das er später mit Aquarellfarben ausmalen will. 40 Jahre lang habe er weder Pinsel noch Zeichenstift angerührt, hat er überschlagen. Hier im Haus Rheinpark ist er wieder ziemlich eifrig bei der Sache.

Genauso wie seine Nachbarin Johanna Göttert, die in einem Buch ein Landschaftsbild gefunden und beschlossen hat: „Ich will es aber ein bisschen bunter machen.“ Auch sie hat erst im Alter wieder mit dem Malen begonnen, ist aber inmitten von Farben aufgewachsen. „Mein Papa war Kirchenmaler“, erzählt sie. Und sie habe in seine fertigen Bilder zwei Pünktchen gemalt, um selbst auch daran beteiligt zu sein. Heimlich natürlich, aber sie wurde nie entdeckt.

Auch bei anderen Bewohnern werden beim Malen Erinnerungen an Kindheit und Jugend geweckt. Die Tätigkeit fördert die Beziehungen untereinander, die gegenseitige Wertschätzung und die eigene Selbstwahrnehmung. Das sind für Claudia Kurrek vom Sozialen Dienst die wichtigen positiven Aspekte dieses Projekts, das nur durch die Nachbarschaftsarbeit von Currenta möglich ist. Insgesamt 11.400 Euro investiert das Unternehmen jährlich in diese Arbeit an den Standorten Leverkusen, Dormagen und Uerdingen.

„Spurensuche“ ist ein Programm der Kölner Gruppe „Die Kunstpaten“, das speziell für Menschen entwickelt wurde, die in Pflegeeinrichtungen leben. Nach der Vernissage am 11. Juli um 16 Uhr werden die Bilder für einige Zeit im Festraum des Seniorenzentrums Haus Rheinpark zu sehen sein.

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