Ausstellung in der Stadtbibliothek Ausgesummt? Gift für die Artenvielfalt

Leverkusen · Naturschützer von BUND und Nabu zeigen in der Stadtbibliothek Ausstellung über Pestizide.   

Ingrid Mayer und Erich Schulz wollen mit der Ausstellung über Pestizide ein Umdenken bewirken.

Ingrid Mayer und Erich Schulz wollen mit der Ausstellung über Pestizide ein Umdenken bewirken.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Stadtverwaltung verzichtet schon seit einem Ratsbeschluss in den 1980er Jahren auf den Einsatz von Pestiziden, erinnerte der neue Umweltdezernent Alexander Lünenbach, als er am Dienstag in der Stadtbibliothek die Wanderausstellung des Naturschutzbundes (Nabu) „Irrweg Pestizide“ eröffnete. Ausgehend von Brandenburg hat sie bereits in mehreren Bundesländern Station gemacht und wie dort soll sie auch in der Chemiestadt Menschen dafür sensibilisieren, welche langfristigen Folgen der Einsatz von Mitteln hat, die der Landwirt als „Pflanzenschutzmittel“ betrachtet, aus der Sicht von Bienen und Insekten aber pures Gift sind.

Die Folge von 13 bebilderten Texttafeln ist ein klares Statement des Naturschutzbundes und beschreibt die Abnahme von Insekten und Vögeln in Deutschland. Die Ursachen seien vielschichtig, gibt der Leverkusener Nabu-Vorsitzende Erich Schulz zu. Eine wesentliche jedenfalls sei die moderne Landwirtschaft mit dem massiven Einsatz von Insektiziden und Pestiziden. Wildkräuter, Farn- und Blütenpflanzen würden ausgemerzt, Pestizide träfen Insekten, Bienen und Schmetterlinge, die wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel, Fledermäuse oder Igel sind. Bisher setzte die Landwirtschaft auf immer mehr und kräftigere Technik, immer ausgefeiltere Monokulturen und eine Vielzahl von Pestiziden, lautet der Vorwurf. Glyphosat ist der prominenteste Vertreter der eingesetzten Mittel und seit der Übernahme von Monsanto durch Bayer in diesem Jahr besonders in der Diskussion. Sofern sei die Ausstellung zu diesem Zeitpunkt ein wichtiger Beitrag der beiden Leverkusener Naturschutzverbände Nabu und BUND. Und der werde jedenfalls zu Diskussionen anregen, meinte Lünenbach. Die erste wurde bereits am Eröffnungsabend angeregt durch den Vortrag „Ausgesummt und ausgezwitschert – wie retten wir die biologische Artenvielfalt?“ von Ernst Paul Löffler. Der ist überzeugt: „Wenn wir so weitermachen, wird es in etwa zehn Jahren bei uns keine Insekten mehr geben.“

In seinem Vortrag, den sich rund 50 Besucher anhörten, zeigte Löffler  Alternativen zur „Chemiekeule“ auf. Dazu gehört etwa   die Strategie Fruchtwechsel, die verhindert, dass Böden auslaugen und sich Pflanzenschädlinge massenhaft vermehren. Oder eine Landschaftsgestaltung mit Blühstreifen, Büschen und Einzelbäumen, die Vögeln sowie nützlichen Insekten Schutz und Nahrung bietet. Ebenso die sogenannte Kreislaufwirtschaft. Sie bedeutet, dass jeder Hof das Futter für die eigenen Tiere anbaut und Exkremente wieder zur Düngung einsetzt. Ertragssteigerung sei durch Mischkulturen möglich und digitale Techniken und Bodenanalysen helfen, effizient und standortgerecht zu düngen.

Die Nabu-Wander-Ausstellung „Irrweg Pestizide“ ist noch bis zum 30. Oktober in der Stadtbibliothek, Rathausgalerie, zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11-19 Uhr, Samstag 11-14 Uhr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort