Bernd Zimmer im Museum Morsbroich Mit der Kettensäge die Wirklichkeit erkundet

Leverkusen · Ist Bernd Zimmer ein „Junger Wilder“ geblieben? Eine Ausstellung zeigt seine Holzschnitte in der Grafiketage des Museums Morsbroich. Bei der Eröffnung am Sonntag ist der Künstler anwesend. Die Schau ist bis zum 28. Februar zu sehen.

 Kurator Fritz Emslander freut sich auf die Ausstellungseröffnung am Sonntag im Dachgeschoss des Museums. 

Kurator Fritz Emslander freut sich auf die Ausstellungseröffnung am Sonntag im Dachgeschoss des Museums. 

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Bernd Zimmer hat als Autodidakt in den 1970er Jahren zu malen begonnen und wurde ein prominenter Vertreter der „Jungen Wilden“. Seit mehr als drei Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem Holzschnitt, immer parallel zur Malerei. Das Museum Morsbroich zeigte in den 1990er Jahren beide Seiten des Malers und Holzschneiders in zwei Ausstellungen. Es erschienen zwei Werkverzeichnisse. Bernd Zimmer ist also seit langem mit dem Museum Morsbroich verbunden, und in der städtischen Sammlung gibt es eine Reihe seiner Werke aus früheren Jahren. So konnte die aktuelle Ausstellung im Dachgeschoss, die einen Überblick über Zimmers Holzschnitt-Werk von 1985 bis heute gibt, zur Hälfte aus dem Eigenbesitz schöpfen. Die andere Hälfte der rund 70 Exponate hat der Künstler für diese Schau „Reflex“ zur Verfügung gestellt.

Dabei handelt es sich vor allem um einige jüngere Holzschnitt-Serien, die poetische und teils auch mehrdeutige Titel tragen. „Reflex“ weist direkt auf eine Spiegelung von Bäumen hin, die Zimmer mit seinem liebsten Holzschnitt-Instrument, der Kettensäge, in den Druckstock fräste. Zugleich kann der Titel als Reflexion verstanden werden. Tatsächlich begann Bernd Zimmer diese Bildreihe während der Bankenkrise 2009, als er sich zu einer Art inneren Einkehr in sein Zweitatelier in der Uckermark zurückgezogen hatte.

„Die scheinbare Wirklichkeit, besser die Gegenständlichkeit der Welt, erkenne ich in oder durch die Reflexion auf der Wasseroberfläche neu, die Anwesenheit und Wirklichkeit wird durch das Abbild der Spiegelung verdeutlicht“, sagt der 1948 in Planegg bei München geborene Künstler. „Von Natur aus ist der Baum ein umfassendes Lebewesen.“ Flüchtig liege er dagegen gespiegelt auf der Wasserfläche, wodurch sich eine neue Präsenz entwickle und zum Hinweis werde, dass hinter der Realität eine andere Struktur der Wirklichkeit stehe.

Die Wirklichkeit, die ihn zu „Reflexionen“ anregte, studierte er, als er sich wie einst Fontane sich zu Fuß durch die Mark Brandenburg aufmachte. Vorbei an Seen und ausgedehnten Wäldern stieß er immer wieder auf das nun zentrale Motiv: „Die Spiegelung der festen Natur in der flüssigen.“ So wie er zuvor bei vielen Reisen in unterschiedliche Länder verschiedene geologische Formationen entdeckte.

Seine Landschaften schafft er aus der Erinnerung in seinem Atelier. Er nutzt die vorgefundenen Formen der Natur, um daraus eigene Bilder einer erfundenen Natur zu machen, mit der Kettensäge. Für den Druck wählt er meist expressive Farbigkeit. Neuerdings kombiniert er die Techniken Holzschnitt und Lithografie, so dass die Blätter fast wie Malerei erscheinen.

Wie Zimmer arbeitet, ist in einem kleinen Doku-Video im Treppenhaus zu sehen.

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