„Hitlers Tischgespräche“ an Gesamtschule Historiker schlüpft in die Rolle eines Diktators

Ein Dokumentarschauspiel beleuchtete in der Gesamtschule Schlebusch die Privatperson Adolf Hitler.

 Historiker und Kabarettist Andreas Breiing schlüpfte für „Hitlers Tischgespräche“ in die Rolle des Führers – und sorgte für beklemmende Gefühle bei den Schülern.

Historiker und Kabarettist Andreas Breiing schlüpfte für „Hitlers Tischgespräche“ in die Rolle des Führers – und sorgte für beklemmende Gefühle bei den Schülern.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Die Person Adolf Hitler: Die breite Masse bezeichnet ihn  als „den schlimmsten Diktator, den die Welt je gesehen hat“, die Linken sogar drastischer als „die Geburt des Ultrabösen“. Für die rechte Szene steht er für den Erfolg des deutschen Vaterlands, der mit Zucht und Ordnung die natürlichen Dinge der Welt in „rechte Bahnen“ rückt. Das sagt Historiker und Kabarettist Andreas Breiing, der das Dokumentarschauspiel „Hitlers Tischgespräche“ an der Schlebuscher Gesamtschule präsentierte.

Doch wie gab sich Adolf Hitler eigentlich jenseits dieser Symbolisierung? Wie war der Mann, der die Welt in einen radikalen Weltkrieg stürzte, abseits der Demagogenpolitik und der Propaganda? Hatte er überhaupt ein Privatleben? Viel gibt es in der Geschichte darüber nicht. Allerdings sorgten Hitlers Tischgespräche, die von seinem Sekretär Martin Bormann aufgezeichnet und verschriftlicht wurden, für einen kleinen Einblick in sein Privatleben. Natürlich gekürzt, und ohne Fäkalsprache, die Hitler oft benutzte.

Der Auftritt Breiings als „Führer“ sorgt in der Bibliothek der Schule für Gänsehaut. Aus dem Nichts taucht er aus der Dunkelheit vor der rund 20-köpfigen Tischrunde auf. Sein Scheitel und der markante Oberlippenbart gepaart mit viel Stille und langsamen Bewegungen versetzt den Zuschauer in die Zeit der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts und lässt alle Beteiligten schlagartig verstummen. Ein beklemmendes Gefühl.

Der „Führer“ ist hier kein herumbrüllender Despot. Nein, er sinniert vor sich hin. Er behauptet, er sei doch kolossal human. „Von Natur aus bin ich ganz anders, ich möchte niemanden leiden sehen und keinem weh tun.“ Dass so viele Menschen sterben würden, sei dem Lauf der Dinge geschuldet, er sei doch nur die ausführende Gewalt – so wie es die Natur von ihm fordert.

Fast visionär befürwortet er seinen vegetarischen Lebensstil und hält eine Brandrede über das Christentum. Christen seien doch der Auslöser für den Bolschewismus, und beide seien doch durch das Judentum entstanden. Dabei wäre Jesus Christus ja ein Gegner der Juden gewesen.

Kunst, die Rolle der Frau oder auch Bekleidung waren weitere Themen, die Adolf Hitler während seiner Abende in solchen Runden oftmals wiederholte. „Wer die Tischgespräche liest, wird schnell feststellen, dass Hitler immer wieder das gleiche sagte. Stundenlang gab es nur Monologe. Wer diskutieren wollte, der wurde in Folge nicht mehr eingeladen“, sagt Breiing, der im Anschluss noch mit den anwesenden Zuschauern ins Gespräch kam.

Die zeigten sich begeistert vom schauspielerischen Talent von Andreas Breiing und hoben zeitgleich den mahnenden Finger. Heute würden rechtsorientierte Parteien wie die AfD ebenfalls solch eine Sprachkultur immer mehr in den Alltag einfließen lassen.

Geht es nach Initiator und Deutschlehrer Jens Reid, sollen Schüler der Gesamtschule Schlebusch zu diesem Thema in Zukunft stärker sensibilisiert werden.

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