Leverkusen Aufbruchstimmung bei Lanxess

Leverkusen · Vor sechs Monaten stoppte der Lanxess-Vorstand die bisher größte Investition des Chemie-Konzerns. Montag verkündete Chef Heitmann überraschend die Investition von 400 Millionen Euro für die Kautschuk-Herstellung.

Der Leverkusener Chemiekonzern baut in Singapur ein Butylkautschuk-Werk. Die Anlage auf der Halbinsel Jurong Island wird nach Lanxess-Angaben rund 400 Millionen Euro kosten und eine Kapazität von 100 000 Tonnen pro Jahr haben.

Gleichzeitig verlegt Lanxess in diesem Jahr die Zentrale seines Kautschuk-Geschäftsbereiches von der Schweiz nach Singapur (anfangs 35 Mitarbeiter). Die Produktionsanlage entsteht auf einem geleasten 200 000 Quadratmeter großen Gelände. Gleich daneben produziert Shell in seiner Raffinerie einen Grundstoff für den Lanxess-Kautschuk. "Diese Investition ist vom Volumen her die bisher größte in unserer fünfjährigen Firmengeschichte", lässt sich Konzernchef Axel C. Heitmann in einer Lanxess-Pressemitteilung zitieren. Lanxess stuft sich nach eigener Angabe zum führenden Hersteller von Butylkautschuk ein. Das Material wird zur Reifenherstellung, für Dichtungen und Verschlüsse in der Pharmaindustrie und auch für Kaugummi-Produkte verwendet.

Der Krisennebel ist verzogen

Der erste Spatenstich für das neue Werk soll schon im Mai gesetzt werden, teilte Lanxess heute mit. Produktionsstart wird 2013 sein. Noch im Juni 2009 hatte Lanxess den Bau des Kautschukwerkes auf das Jahr 2014 verschoben. Wirtschaftskrise und Nachfrageeinbruch nach dem künstlichen Kautschuk hatte die Lanxess-Führung zu einem Stopp der Investition veranlasst. Eine, wie sich heute herausstellt, zu vorsichtige Einschätzung des Marktes.

Ein Lanxess-Sprecher formulierte gestern allerdings die Situation im Problem-Juni 2009 so: "In der Krise herrschte Nebel. Keiner wusste, was in der nächsten Woche passiert. Dieser Nebel hat sich in den vergangenen sechs Monaten gelichtet, wir gehen jetzt wieder vorwärts." Das Leverkusener Unternehmen reagiert auf die wachsende Nachfrage nach Reifen, die vor allem in China und Indien in zunehmender Zahl gebraucht werden. Dort verlange die wachsende Mittelschicht nach mehr Mobilität und damit nach mehr Autos.

Die Lanxess-Werke in Belgien und Kanada produzieren nach Konzernangaben momentan "mit hoher Auslastung", genaue Zahlen nennt der Konzern nicht. Zusätzlich soll nun das Werk in Singapur die asiatische Region bedienen. Der Konzern hofft auf zügige Erholung auch der anderen Regionen. In den USA und in Europa verkauft Lanxess seinen Kautschuk auch stark im Reifen-Ersatzgeschäft.

2011 wieder auf Niveau

Spätestens 2011 will Lanxess das vor der Wirtschaftskrise gefahrene Herstellungsniveau wieder erreicht haben. Der Automarkt erhole sich, die Reifennachfrage steige und habe sich stabilisiert. Lanxess geht im Bereich Butylkautschuk von durchschnittlichen Wachstumsraten von über drei Prozent aus.

(RP)
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