Leverkusen Auf der Suche nach den Lieblingskickern

Leverkusen · Mirco und Jason sind Vater und Sohn. Gemeinsam suchen sie für Jason einen Lieblingsfußballclub. Jetzt ist ein Buch zur Suche erschienen. Das Gespann las daraus im Stadioneck.

 Jason las im Stadioneck aus dem Buch, was er mit Vater Mirco geschrieben hat - "Wir Wochenendrebellen" - und erzählte offen über seine Sicht der Dinge auf Stadien und das Leben.

Jason las im Stadioneck aus dem Buch, was er mit Vater Mirco geschrieben hat - "Wir Wochenendrebellen" - und erzählte offen über seine Sicht der Dinge auf Stadien und das Leben.

Foto: UM

Mirco hat seinen Lieblings-Fußballverein längst gefunden. Jason, sein Sohn, sucht noch. In ihrem Buch "Wir Wochenendrebellen" beschreiben Mirco und Jason von Juterczenka die - bislang erfolglose - Fahndung nach einem Herzensverein für den Zwölfjährigen. Sie erzählen von großen und kleinen Abenteuern, glücklichen, traurigen und bisweilen absurden Momenten. Am Freitag waren Vater und Sohn im "Stadioneck" an der Bismarckstraße zu Gast und lasen aus dem Werk.

Beide ließen die Zuhörer an ihrer Reise durch die Welt des Fußballs teilnehmen. Und an Jasons ganz besonderer Wahrnehmung dieser Welt. Denn der Junge hat eine Behinderung, die er keineswegs als solche betrachtet: Er ist glücklicher Asperger-Autist. "Gäbe es ein Medikament, mit dem man das Asperger-Syndrom heilen könnte, müsste ich nicht lange überlegen, es nicht zu nehmen", schilderte der Junge überzeugt. In seinen Augen bringe die Behinderung klare Vorteile: Er schreibe nur gute Noten, arbeite im Uni-Forschungszentrum an einem Projekt zur Chaostheorie, interessiere sich für die allgemeine Relativitätstheorie und beschreibe die String-Theorie so, dass sie jeder verstehe.

"Ich lerne von Jason seit seinem fünften Lebensjahr", erläuterte Mirco, vom Sohn liebevoll "Papsi" genannt, räumte aber ein: "Es ist kompliziert." Auch deshalb, weil Jason keine Kinder mag. Obwohl er selbst noch Kind ist, besteht er darauf, erwachsen zu sein. Er verabscheut die nervige Art seiner Mitschüler, ungefragtes Anfassen und vieles andere wie laute Umgebungen, Menschenmengen und Gedränge - Dinge, die in Fußballstadien an der Tagesordnung sind.

Trotz allem sind Vater und Sohn seit sechs Jahren auf Groundhopping-Tour - die übrigens 2011 beim Spiel gegen Valencia in Leverkusen begann - durch deutsche Arenen und die des benachbarten Auslands. Selbst 80 Spiele später hat Jason noch keinen Lieblingsverein gefunden. Das liege auch daran, sagte "Papsi", dass "das Regelwerk, das ein Lieblingsverein mitbringen muss, mittlerweile recht umfangreich ist". Inzwischen ist der ursprüngliche Grund aber nicht mehr wichtig. Und keinesfalls wollen die Beiden ihre Ausflüge missen. "Die Touren helfen mir, besser mit den Dingen, die mir Schwierigkeiten bereiten, umzugehen und sie besser zu verarbeiten. Die üblichen Probleme des Alltags sind dann so gut wie verschwunden", betonte Jason. "Ich möchte hauptsächlich ein schönes Stadion sehen", ergänzte er: "Ich mag lieber alte, verrottete Stadien, wo überall das Gras sprießt, als moderne Stadien mit riesigen LED-Leinwänden."

(RP)
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