Leverkusen Atomarer Störfall: Stadt bekommt 150.000 Jodtabletten

Leverkusen · Bleibt bei einem Störfall im nahegelegenen belgischen Atomkraftwerk Tihange noch ausreichend Zeit, die Leverkusener mit Jodtabletten zu versorgen? Die Landesregierung sagt: ja, die Städte fürchten: nein. Das ist nach derzeitigem Stand der Knackpunkt in der Diskussion, sagt Hermann Greven, Chef der Leverkusener Feuerwehr, die - weil für Katastrophenschutz zuständig - auch in dieses Thema eingebunden ist.

Voraussichtlich im Herbst sollen 50 Pakete Jodtabletten mit 500 Packungen mit jeweils Einzelpackungen à sechs Jodtabletten eintreffen. Das macht insgesamt 150.000 einzelne Tabletten, sagt die Stadt. Wichtig sind sie vor allem für Kinder, junge Menschen, Schwangere und Erwachsene besonders vor dem 45 Lebensjahr, teilt die Verwaltung mit.

"Wenn es nach dem Land geht, sollen wir die Tabletten dann irgendwo lagern, bis das Land sagt, wir sollen sie ausgeben." Im Ernstfall, das befürchten laut Greven die Städte, könnte dann die Zeit dazu aber knapp werden. Denn wie viel Zeit eine Stadt im Radius von 100 Kilometern von Tihange hat, ist unklar. Das hängt unter anderem etwa von der Windrichtung ab. "Wir wären im Wirkkreis um das Kraftwerk gar nicht drin, wäre der nicht von 50 auf 100 Kilometer vergrößert worden."

Die Stadt Aachen sei wesentlich näher dran als Leverkusen - sie liegt rund 60 Kilometer Luftlinie von Tihange entfernt. An Aachen will sich die Stadt auch in Sachen Tabletten-Verteilung orientieren. Dort seien Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich im Detail mit dem Thema auseinandersetzten. Noch lägen aber keine Ergebnisse vor. "Sobald die da sind, werden wir uns mit dem Gesundheitsamt anschauen, wie alles in Aachen gehandhabt wird. Das ist alles nicht einfach. Bei den Tabletten handelt es sich nicht um leichte Kopfschmerzarzneien, sondern um ein apothekenpflichtiges Medikament. Da muss ganz genau geklärt sein, was von wem an wen ausgegeben werden darf", betont Greven. Er hofft, dass bis zum Eintreffen der Tabletten in Leverkusen der Streit zur Tablettenausgabe zwischen Land und Kommunen geklärt ist.

(RP)
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