Peter Schwimmbeck "Das Herz fühlt, leidet und liebt immer mit"

Leverkusen · Leverkusen (N. Louis/LH) Morgen ist Aschermittwoch und Valentinstag. Für einen verliebten Karnevalisten eine Achterbahn der Gefühle - gebrochenes Herz hier, Herzklopfen vor Glück da. Aber hängen Herz und Emotion tatsächlich zusammen? Klinikum-Chefkardiologe Prof. Peter Schwimmbeck sagt: Ja.

Leverkusen (N. Louis/LH) Morgen ist Aschermittwoch und Valentinstag. Für einen verliebten Karnevalisten eine Achterbahn der Gefühle - gebrochenes Herz hier, Herzklopfen vor Glück da. Aber hängen Herz und Emotion tatsächlich zusammen? Klinikum-Chefkardiologe Prof. Peter Schwimmbeck sagt: Ja.

Hat unser Herz wirklich etwas mit Gefühlen zu tun, oder ist es einfach nur ein menschliches Organ?

Schwimmbeck Aus medizinischer Sicht ist es beides: Es ist ein menschliches Organ, das in besonderer Weise involviert ist, wenn wir Gefühle haben. Das liegt daran, dass das Herz auf bestimmte Hormone - Glückshormone, aber auch Stresshormone - reagiert und dann für uns spürbar wird. So wird das Herzklopfen des Verliebtseins von dem Glückshormon Phenethylamin hervorgerufen. Schlägt uns dagegen das Herz vor Angst bis zum Hals, ist meist Adrenalin, ein Stresshormon, im Spiel. Produziert unser Körper langfristig Stresshormone, wirkt sich das auf den Blutdruck aus. Hoher Blutdruck ist die wichtigste Ursache für Koronare Herzerkrankungen und Schlaganfall. Das Herz fühlt in gewisser Weise mit uns - es leidet mit, aber es liebt auch immer mit.

Es soll sogar Paare geben, bei denen sich der Herzschlag angleicht.

Schwimmbeck Forscher haben herausgefunden, dass die Herzen von Liebespaaren im Gleichtakt schlagen können. Die Ursache liegt in der Atmung: Wenn wir einatmen, beschleunigt sich unser Herzschlag ein wenig, atmen wir tief aus, wird er wieder langsamer. Ist man verliebt und verbringt viel Zeit miteinander, passt man den Atem einander an. Die Folge ist teilweise eine Angleichung der Herzfrequenz.

Ist die Liebe gut fürs Herz?

Schwimmbeck Man hat herausgefunden, dass verheiratete Paare eine höhere Lebenserwartung haben als ungebundene Zeitgenossen. Das könnte daran liegen, dass eine solide Langzeitbeziehung normalerweise weniger Stress verursacht als die Partnersuche, die ja insbesondere bei Männern von Konkurrenzkämpfen geprägt ist. Wer in einer erfüllten Partnerschaft lebt, baut eher Stress ab, das ist gut für den Blutdruck und kann unser Herz schützen. Trennungen sind nicht gut fürs Herz: Geschiedene haben eine geringere Lebenserwartung.

Und das "gebrochenen Herz"?

schwimmbeck Es gibt das "Broken Heart Syndrom", das in der Akutphase von plötzlich beginnenden Brustschmerzen und Luftnot gekennzeichnet ist. Ausgelöst wird es wahrscheinlich durch eine übermäßige Ausschüttung von Stresshormonen, insbesondere Adrenalin und Noradrenalin. Erwiesen ist, dass oft ein zeitlicher Zusammenhang zu einer extremen emotionalen oder körperlichen Belastung besteht. Auslöser kann etwa der Tod eines geliebten Menschen sein. Wir hatten im Klinikum auch einen Fall, bei dem die Ursache körperlicher Natur war: Die Frau hatte an der "Ice Bucket Challenge" teilgenommen - und die Symptome des ersten Schocks gingen nicht mehr weg.

Was kann ich meinem Herzen - als "Sitz der Gefühle" - Gutes tun?

Schwimmbeck Alles, was Ihnen wirklich und nachhaltig guttut, tut auch Ihrem Herzen gut. Lachen, lieben, sich bewegen und sich mit Menschen umgeben, mit denen man gerne zusammen ist - das bringt unsere Glückshormone in Schwung und schützt unser Herz.

(RP)
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