Leverkusen Anwohner gehen nach Unfall auf die Barrikaden

Leverkusen · Nachdem ein unbekannter Autodieb auf dem Mühlenweg in den Gegenverkehr gerast war, schwebt eines der Unfallopfer (70) in Lebensgefahr. Die Anwohner fordern (erneut) eine Beruhigung.

 Reger Verkehr herrschte auch am Mittwoch auf der "Schnellstraße" Mühlenweg. Um nicht um die Inseln kurven, fahren viele Pkw einfach in der Mitte.

Reger Verkehr herrschte auch am Mittwoch auf der "Schnellstraße" Mühlenweg. Um nicht um die Inseln kurven, fahren viele Pkw einfach in der Mitte.

Foto: Miserius

Der Tag nach dem schweren Unfall am Küppersteger Mühlenweg begann mit einer schlimmen Nachricht: Die 70-Jährige, die am Dienstag in dem silbernen Opel eingeklemmt wurde, mit dem der Verursacher frontal zusammenprallte, schwebt in Lebensgefahr. Der Dieb war am Mittwochabend noch flüchtig, wird von der Polizei "mit allem, was wir zur Verfügung haben" gesucht", sagte ein Polizeisprecher. Der 1,75 Meter große, sehr hagere Mann mit südländischem Aussehen hatte bei einem Wohnungseinbruch in der Nacht zum Dienstag den Zweitschlüssel des Mercedes gestohlen, auf dem Mühlenweg den verheerenden Unfall verursacht — und war dann in aller Seelenruhe zu Fuß geflüchtet. (Wir berichteten).

Der Ehemann (72) der Frau, die in Lebensgefahr schwebt, liegt schwer verletzt im Klinikum. Und auch der 18-jährige Max Huth, dem der Mercedes-Fahrer aufs Heck aufgefahren war, musste noch am Dienstag Abend ins Krankenhaus. Er war eine Stunde nach dem Unfall zu einem Bewerbungsgespräch gefahren, begab sich danach vier Stunden lang in die Ambulanz. "Er wurde zwölf Mal geröntgt, hat ein Schleudertrauma, eine Thorax- und eine Wirbelsäulenprellung", berichtete seine Mutter Kornelia (49) am Mittwoch. "Hier muss etwas passieren, so geht es nicht weiter."

Das sagen auch Gisela (66) und Karl-Heinz (67) Rodenbach. Die Rentnerin hatte vor 20 Jahren ein Bürgerbegehren initiiert, bei dem es schon um die Verkehrsberuhigung des Mühlenwegs ging. "Hier herrscht Hochbetrieb — obwohl es reines Wohngebiet ist", klagen die beiden. "Viele, die nach Rheindorf wollen, nutzen den Mühlenweg als Schleichweg."

Das wollen sich die Anwohner nicht weiter bieten lassen. "Vor einem halben Jahr ist schräg gegenüber jemand in das Haus reingedonnert, vor anderthalb Jahren ist ein anderer Autofahrer in den Vorgarten eines Nachbarn gerauscht", berichten sie. Auch CDU-Ratsmitglied Thomas Eimermacher reagierte gestern, schrieb in einem Brief an Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn: "In den letzten Jahren ist es immer wieder zu teils spektakulären Unfällen gekommen. Ausschlaggebend für eine besondere Situation auf dem Mühlenweg ist, dass es sich um eine Gerade handelt, die zu überhöhten Geschwindigkeiten verleitet." Die Verkehrsinseln auf beiden Seiten der Straße forderten geradezu dazu auf, in der Mitte der Straße zu fahren und förderten die Unfälle, empörten sich die Rodenbachs. Eimermacher weiter: "Ich möchte die Verwaltung dringend bitten, sich dieses Problems anzunehmen und mit allen Mitteln eine Situation herzustellen, die die Sicherheit gewährleistet und den Rennstreckencharakter vermeidet."

Diesen "Charakter" kann die Verwaltung allerdings gar nicht nachvollziehen: "Wir sehen keine Maßnahmen vor", sagte ein Sprecher. "Bei der Unfallkommission, die alle sechs Monate tagt, war der Mühlenweg nie ein Thema, das versetzte Parken und die Inseln sorgen bereits für eine Beruhigung." Die Anwohner wollen nun erneut ein Bürgerbegehren starten.

(RP/ac/top)
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