Leverkusen Anwalt: kein Mieter der Gagfah verliert Wohnung

Leverkusen · Ein Hauch von Hoffnung wehte durch den Raum, als Torsten Neufeld beim Infoabend der Bürgervereinigung Aquila Küppersteg den gebeutetelten Mietern verkündete: "Ihre Rückstände werden in den nächsten Monaten auf Null gestellt." Niemand müsse mehr befürchten, das Dach über dem Kopf zu verlieren. Hörbares Aufatmen bei etwa 80 Anwesenden, die sich über Fortschritte im Zusammenhang mit fehlerhaften Heiz- und Betriebskostenabrechnungen sowie Instandhaltung der Gagfah-Häuser informieren wollten.

Er habe erreicht, dass in naher Zukunft sowohl die unsinnigen Mahnschreiben endlich aufhörten, als auch die Mietkonten geklärt würden. Der Opladener Rechtsanwalt agiert seit zehn Jahren im Auftrag der Bürgervereinigung. Er vertritt 250 Gagfah-Mieter, davon alleine 160 Mitglieder der Bürgervereinigung. Bis es soweit sei, könnten wegen der "katastrophalen Organisation" jedoch einige Monate vergehen. Unter diesen Umständen sei eine "ordnungsgemäße Verwaltung" eines solch großen Immobilienbestandes (155 000 Wohnungen) ohnehin nicht mehr möglich, kommentierte Neufeld. In Alkenrath, Küppersteg und Rheindorf besitzt die Wohnungsgesellschaft insgesamt 1404 Wohnungen aus den 50er Jahren, deren Zustand zum großen Teil indiskutabel ist: Schimmel an den Wänden, undichte Dächer, durch die es teilweise einregnet und Fenster mit erheblichen Wärmeverlusten sind aber nur ein Teil der Mängel. Hinzu kommen schadhafte Zugänge zu den Häusern und marode Dachrinnen, an denen sich im Winter lebensgefährliche Eiszapfen bilden.

Treppenhäuser wurden seit über 30 Jahren nicht mehr renoviert. "Die Gagfah", sagte Neufeld, "investiert bereits seit Jahren nichts mehr in die Objekte, so dass dort ein zunehmender Verfall der Häuser droht." Es sei schlichtweg fahrlässig, wie die Gagfah mit ihren Mietern umspringe. Das führe letztlich dazu, dass "gute" Mieter aus-, stattdessen sozial schwache Mieter einziehen würden. Mit Ghetto-Bildung in zentralen Lagen und sozialen Brennpunkten sei also durchaus zu rechnen.

Aus diesem Grund hat sich Sozialdezernent Frank Stein vor geraumer Zeit in die Verhandlungen eingeschaltet. Die Ordnungsbehörde werde gravierende Mängel beseitigen und der Gagfah in Rechnung stellen. Auch die Politik hat erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. Sämtliche Probleme seien hausgemacht,sagte Michael Quatz, Vorsitzender der Bürgerliste. Wer 500 Euro "Fangprämie" verspreche, um Leute anzulocken, der brauche sich nicht wundern, wenn es immer mehr Mieter gebe, denen es gleichgültig sei, wo und wie sie wohnten.

(gkf)
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