Leverkusen Angst vor Gift im Boden

Leverkusen · Die Bewohner der Waldsiedlung wollten jetzt bei einer Info-Veranstaltung der Stadt wissen, was wann bei einer Sanierung gemacht wird und wie teuer das wird.

schlebusch Vor 100 Jahren wurde Am Kunstfeld ein Trinkwasserwerk geschlossen. Verantwortlich: Giftstoffe, die durch die Carbonit AG in den Boden und dann hinüber auf Kölner Stadtgebiet gelangten. Die Geschichte der Umweltbelastungen in Leverkusens Osten ist lang, und sie ist nicht abgeschlossen.

Oberirdisch ist der Sprengstoff-Hersteller lange verschwunden und hat Platz gemacht für die Bewohner der Waldsiedlung. Unterirdisch sind die Carbonit-Hinterlassenschaften aber noch aktiv. Die Stadt plant eine Sanierung, die Bewohner wollen wissen, was wann gemacht und wie teuer das alles wird. Abhilfe sollte eine Veranstaltung im Gemeindehaus der Friedenskirche bringen. Rund 180 Interessierte quetschten sich am Dienstagabend gespannt auf die Holzstühle, und Vertreter vom Umweltamt mühten sich redlich, ihnen ein Rundumsorglos-Info-Paket zu schnüren.

Klar ist: Unter der Waldsiedlung fließt mit Nitroaromaten belastetes Grundwasser in südwestlicher Richtung ab. Der Stoff gilt als Krebs-erregend und überschreitet den Grenzwert um ein Hundertfaches. Das Gesetz verlangt eine Sanierung, und die Stadt ist seit 18 Jahren am Thema dran. Zwischenzeitlich wurden Teile des Bodens saniert, nun ist das Grundwasser an der Reihe. Dazu wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Ergebnis: Es ist unklar, wo genau die versickerten Niederschläge in Giftwasser verwandelt werden.

"Eine vollständige Entfernung der Schadstoffherde ist also nicht möglich", bemerkte Frank Kaiser, an der Studie beteiligter Gutachter. Also wurde Varianten erarbeitet, die eine Säuberung des Wassers ermöglichen. Dazu sollen zwei (in Nord-Süd-Richtung verlaufende) horizontale Brunnen errichten werden, die das Grundwasser auf seinem Weg Richtung Hornpottweg abfangen. Angedacht ist, dass die beiden Riegel im Bereich von Hayden- und Ottweiler Straße sowie Mülheimer Straße verlaufen sollen. Das Grundwasser soll (ohne Einsatz von Energie durch das "Heber-Reaktor-Verfahren") zur Aufbereitungsanlage transportiert werden, wo es (per "Chemischer Oxidation mittels Ozon") gesäubert wird.

So könnten in zehn Jahren 80 Prozent der belasteten Wasserfahne von Schadstoffen weitgehend befreit werden. Nur östlich der Haydenstraße bliebe die Belastung bestehen.

Insgesamt sehen die Planungen eine Laufzeit von 30 Jahren und Kosten von 3,5 Millionen Euro (den Hauptteil sollen Landeszuschüsse abdecken, die Anwohner zahlen nichts) vor. Bis 2042, hoffen die Planer, gibt es womöglich Verfahren, die eine vollständige Beseitigung der Altlasten — also der Schadstoffquellen — ermöglichen.

Wie groß die Beeinträchtigungen während der langen Sanierung für die Bewohner sein werden, konnte nicht dargelegt werden.

(RP)
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