Leverkusen Angriffe auf Bayer-Fans

Leverkusen · Fans von Bayer 04 gerieten am Wochenende ins Visier prügelnder Hooligans. In Schlebusch überfielen durchreisende Nürnberger eine Fankneipe, in Küppersteg lauerten Kölner Fans den Bussen aus München auf.

 Wenn die Meute erstmal läuft, ist sie schwer unter Kontrolle zu halten – so wie hier im vergangenen Jahr am Wiesdorfer Rheinanleger, als Kölner Fans den Uferhang heraufstürmen. Sie waren mit dem Schiff gekommen.

Wenn die Meute erstmal läuft, ist sie schwer unter Kontrolle zu halten – so wie hier im vergangenen Jahr am Wiesdorfer Rheinanleger, als Kölner Fans den Uferhang heraufstürmen. Sie waren mit dem Schiff gekommen.

Foto: u. miserius (ARCHIV)

Mittwoch Abend werden anlässlich des Europapokalspiels rund 3000 Fans aus dem belgischen Genk in Leverkusen erwartet. Die Polizei geht davon aus, dass alles friedlich bleibt. "Derzeit spricht nichts dafür, dass Krawall geplant ist", sagte ein Polizeisprecher Dienstag auf Anfrage.

Dennoch werden die Beamten mit dem üblichen Sicherheitsaufgebot agieren. Am Amtsgericht Leverkusen wird Direktor Hermann-Josef Merzbach bereitstehen, um polizeiliche Maßnahmen gegen Gewalttäter abzusegnen.

Dass diese Vorsorge ins Leere läuft, wenn gewalttätige Fußballfans unabhängig von Spiel und Spielort prügeln, wurde Anhängern der Werkself am Wochenende schmerzhaft bewusst. Gleich zweimal gerieten friedliche Fans ins Visier von Hooligans.

Mobiliar zertrümmert

Betroffen waren einerseits Anhänger, die am Samstag in Schlebusch in einer Kneipe an der Mülheimer Straße das Bayer-Auswärtsspiel gegen Bayern München im Fernsehen schauten. Gleichzeitig befanden sich Busse mit offenbar gewaltbereiten Nürnberger Fans auf der Rückfahrt aus Mönchengladbach.

Weil die A 3 gesperrt war, wurden sie umgeleitet, strandeten in Schlebusch, entdeckten die Kneipe. "Aus drei Bussen sind die Täter herausgesprungen. Sie haben Mobiliar im Außenbereich der Gaststätte zertrümmert und suchten eine Schlägerei mit den Leverkusenern", berichtete ein Polizeisprecher. Geistesgegenwärtig verriegelte die Wirtin die Kneipe von innen, draußen schlugen die Hooligans Fenster ein.

Im zweiten Fall hatten die Leverkusener Fans gerade eine ermüdende Rückfahrt aus München geschafft, als ihre Busse in Küppersteg auf den Parkplatz rollten. "Gewaltbereite Fans aus Köln hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits hinter parkenden Autos versteckt. Die Fans konnten sich wieder in die Busse retten", schilderte der Polizeisprecher.

Für Stefan Thomé, Diplom-Sozialpädagoge und Leiter des Leverkusener Fanprojekts, sind diese Angriffe auf Werkself-Fans jedoch kein Grund, in Aufgeregtheit zu verfallen. "Die Scharmützel zwischen den Ultras haben was von einem Räuber-und-Gendarm-Spiel. Jetzt waren die Anderen am Zug. So wild war es ja auch nicht."

Tatsächlich hält sich die Zahl der Verletzten in Grenzen: Der Fahrer eines Fanbusses erhielt einen Schlag, als er versuchte, die heranstürmenden Kölner Hooligans aufzuhalten. Die Wirtin der Schlebuscher Kneipe stand unter Schock, als sie sich mit Leverkusener Fans in der Gaststätte verbarrikadierte, während sich draußen die Nürnberger das Mütchen kühlten.

Aus Sicht der Angegriffenen mag sich die Situation deutlich schlimmer darstellen als Thomés Beurteilung der Situation. Es handelte sich laut Polizei bei den Opfern auch keineswegs um Problemfans. "In beiden Fällen waren ganz normale, unauffällige Fans aus Leverkusen betroffen", sagte ein Polizeisprecher. Seine Behörde habe Ermittlungen aufgenommen, die in beiden Fällen vielversprechend seien.

(RP)
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