Leverkusen Andreas Englisch plaudert über den Papst, "der einfach anders tickt"

Leverkusen · Laden wir mal den Papst zum 70-jährigen Jubiläum der Buchhandlung ein, dachte sich Inhaber Manfred Gottschalk. Vielleicht wäre der sogar gekommen. Die Besucher, die am Dienstagabend die Friedenskirche in der Waldsiedlung bis zum Rand füllten, würde das jedenfalls nicht mehr wundern.

 Kennt die Eigenheiten von Franziskus genau: Andreas Englisch.

Kennt die Eigenheiten von Franziskus genau: Andreas Englisch.

Foto: RM

Schließlich macht Papst Franziskus so ziemlich alles anders als seine 265 Vorgänger auf dem Stuhl Petri und ist - zum Schrecken seiner Mitarbeiter und Sicherheitsleute - immer für eine Überraschung gut. Nach Schlebusch ist er nicht gekommen, dafür einer, der sich im Vatikan bestens auskennt: der Journalist und Autor Andreas Englisch.

Und der plauderte dort munter aus dem Nähkästchen, locker, unterhaltsam und sehr schnell, wie es so seine Art ist. Es wurde viel gelacht bei dieser Papstvorstellung auf evangelischem Kirchenboden. Denn bei den Geschichten, die Englisch als Korrespondent mit bisher drei Päpsten erlebt hat, handelt es sich um eine Sammlung von Anekdoten. Ob die nun tatsächlich eins zu eins der Wahrheit entsprechen oder ein wenig publikumswirksam aufgehübscht wurden, interessierte an diesem Abend ebenso wenig wie der ernsthafte theologische Diskurs.

Von Theologie habe er keine Ahnung, schickte Englisch gleich vorweg, um dann amüsant zu erzählen, wie er 1987 bei einer amerikanischen Nachrichtenagentur den ersten Job im Vatikan bekam. Eigentlich wollte er seinen Studienaufenthalt in Rom nur verlängern, um ordentlich Italienisch zu lernen, was er nur leidlich sprach. Englisch dürfte das kleinere Problem sein, stellte er mit Verweis auf seinen Nachnamen fest. Überzeugter Christ sei er erst durch Johannes Paul II. geworden, weil der die Welt zu einer besseren gemacht habe.

Im Tross der Presseleute hat er diesen Papst ebenso auf Reisen begleitet wie Benedikt XVI. und nun Franziskus, bei dem einfach alles anders läuft. Er wolle keine Liste sämtlicher Veränderungen verlesen, sondern deutlich machen "wie der Mann tickt". Einer, der sich weigerte, in den E-Klasse-Dienstwagen zu steigen, die vorgeschriebenen roten Schuhe zu tragen oder in den päpstlichen Palast zu ziehen und Staatsgäste in seinem 20-Quadratmeter-Zimmer empfängt. Den Ingenieur, der die Aufzüge im Vatikan wartet, habe er beispielsweise spontan zur Reise nach Rio mitgenommen, weil es dessen Lebenstraum war. Ein anderer wurde dafür von der Gästeliste gestrichen. Und er fügte noch weitere unvorstellbare Beispiele aus seinem Buch "Der Kämpfer im Vatikan" an.

(mkl)
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