Lev. Komponisten Andrea Filippini ist ein echter Maestro

OPLADEN · Hauptamtlich ist er Kirchenmusiker in St. Remigius. Und der gebürtige Italiener liebt es, zu improvisieren.

 Er weiß, was er seinen Chören zutrauen kann: Andrea Filippini ist Kirchenmusiker und Komponist. 

Er weiß, was er seinen Chören zutrauen kann: Andrea Filippini ist Kirchenmusiker und Komponist. 

Foto: Miserius, Uwe (mise)/Miserius, Uwe (umi)

Musik zu erfinden, das ist Tagesgeschäft bei Andrea Filippini. Als hauptamtlicher Kirchenmusiker von St. Remigius ist er nicht nur oberste Instanz für eine ganze Reihe von neben- und ehrenamtlichen Organisten. Er hat auch selbst eine Vielzahl von Messen zu spielen. Improvisieren gehört da zum Handwerk, denn Stücke heraussuchen und Noten aufzuschlagen, dazu bleibt in einer katholischen Messe mit hohem Liturgie-Anteil gar nicht genug Zeit. Außerdem kann er beim freien Spiel direkt auf den Ablauf am Altar reagieren.

Manchmal verfolgt er dabei eine musikalische Idee, die es Wert wäre, genauer ausgearbeitet zu werden. Für solche Fälle liegt ein Block mit Notenpapier an seinem Orgel-Spieltisch, auf dem er solche Einfälle gleich notieren kann. Oft ist es umgekehrt. Wenn er nämlich zu Hause an einer Komposition arbeitet und ihn die Melodien oder Rhythmen als Ohrwürmer verfolgen. Warum also nicht bei der Improvisation während der Messe damit spielen? Vielleicht hat Pfarrer Heinz-Peter Teller auf diese Weise sogar schon unwissentlich Teile der Psalmvertonung für Chor und Orgel „Seid gewiss, ich bin bei euch“ gehört, mit der ihn sein Kirchenmusiker zum silbernen Priesterjubiläum überraschte.

Besondere Feste sind für Andrea Filippini ein willkommener Anlass zum Komponieren. Zum 150-jährigen Bestehen von St. Remigius wollte er etwas schaffen, das mit sämtlichen Chorgruppen der Gemeinde zu realisieren ist. So entstand seine Missa brevis in der strahlenden Tonart Es-Dur, die inzwischen auch verlegt wurde. Aktuell hat das Erzbistum zwei Choralvorspiele bei ihm in Auftrag gegeben. Die meisten Werke aber sind zunächst für den eigenen Gebrauch bestimmt. Das hat den Vorteil, dass sie unmittelbar aufgeführt werden und nicht in der Schublade liegen, bis sich Gelegenheit und das passende Ensemble bieten, wie einige Werke für Instrumentalensemble und Big Band. Zudem kennt er den Leistungsstand seiner Chöre. „Ich weiß, was sie können und wo sie ihre Schwierigkeiten haben“, betont Filippini. An den Projektchor kann er andere technische, harmonische und rhythmische Ansprüche stellen als an den Kirchenchor oder die Kinder.

Andererseits sollen die Texte passen, die grundsätzlich Inspirationsquelle seiner geistlichen Vokalmusik sind. Die Inhalte setzt er in Musik um, und er beschäftigt sich intensiv mit den Akzenten der Sprache, um die passende Rhythmik zu finden. Das sei für ihn als Nicht-Muttersprachler manchmal eine Schwierigkeit, gesteht er. Dafür ist er als gebürtiger Italiener bei lateinischen Texten unschlagbar. Denn seit dem 16. Jahrhundert werde das Kirchenlatein definitiv italienisch ausgesprochen.

Bei der Suche nach passenden Liedern und Motetten hat er oftmals die Erfahrung gemacht, dass fertige Arrangements für die Praxis nicht sonderlich tauglich sind, oder dass sie nicht interessant genug klingen. Dann schreibt er lieber selbst. „Das geht auch nicht mal eben in zwei Stunden“, gibt er zu. Aber er ist zufriedener, zumal es ihm großen Spaß macht.

Schon als Schüler hat er die ersten eigenen musikalischen Ideen zu Papier gebracht. Als Sechsjähriger begann er mit Gitarrenunterricht, hatte aber wenig Freude an den zarten Saiten, wollte lieber eine handfeste Tastatur unter den Fingern haben und sattelte auf Klavier um. „Ich wollte immer Orgel spielen“, erinnert er sich, obwohl er nicht die klassische Laufbahn als Schüler eines Organisten durchlief. Das lag vor allem an den häufigen Umzügen der Familie, unter anderem in eine einsame Gegend am Comer See.  In der Oberstufe war er ehrenamtlicher Organist in der Nähe von Modena und studierte später in Bologna Orgel und Organistische Komposition, einer der drei Studiengänge, die in Italien mit Diplom und dem Titel Maestro abschließen. Andrea Filippini ist also ein echter Maestro!

Zur Prüfung musste der Student zwei Kompositions-Klausuren schreiben: eine Fuge und eine Motette. „Da wurde man acht oder zwölf Stunden zum Komponieren eingeschlossen“, erzählt Filippini. Heute wäre er vielleicht manchmal froh über so viel ungestörte Zeit zum Schreiben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort