Leverkusen Am Sensenhammer geht es Schlag auf Schlag

Leverkusen · Die schweißtreibende Bereifung eines Eichenstammes lockte zahlreiche Zuschauer nach Freudenthal.

Mit voller wucht schlug Heinz Vogt auf den Stahlreifen, der den dicken Eichenstamm umringte. Dichter Dampf nahm dem 63-Jährigen die Sicht, Schweißperlen kullerten von seiner Stirn. Immer und immer wieder musste Vogt den schweren Hammer schwingen, ehe die Position des Rings stimmte. Erst nach minutenlangem Kraftaufwand war es geschafft. Was hatte es mit der schweißtreibende Aktivität auf der Wiese am Museumsteich des Freudenthaler Sensenhammer auf sich?

"Wir bereifen heute einen Hammerstock", erklärte Vogt, Mitglied der Schmiedegruppe, der gemeinsam mit seinen - im wahrsten Sinne des Wortes - schlagfertigen Kollegen Erik Geiß, Michael Schmidt und Siegfried Seiler den handwerklichen Kraftakt meisterte. Ein Hammerstock ist ein Eichenstamm mit mindestens 80 Zentimetern Durchmesser und einer Länge von 2,50 Metern. Er bildet das Fundament der Schmiedehämmer, da er Erschütterungen aufnimmt, sie abfedert und in das Erdreich weiterleitet. Ohne den Stahlring, der jetzt im oberen Bereich des Eichenstammes angebracht wurde, würde das Holz durch die Belastung im Laufe der Zeit allmählich auseinandergedrückt werden. "Durch den Reifen bleibt das Holz zusammen", erklärte das langjährige Mitglied der Schmiedegruppe.

 Ganz schön widerspenstig, dieser Ring: Mitglieder der Schmiedegruppe mussten ganz schon hämmern, ehe sich der Stahlring auf dem Eichenstamm an der richtigen Position befand. Rund 50 Zuschauer beobachteten den dampfenden Kraftakt.

Ganz schön widerspenstig, dieser Ring: Mitglieder der Schmiedegruppe mussten ganz schon hämmern, ehe sich der Stahlring auf dem Eichenstamm an der richtigen Position befand. Rund 50 Zuschauer beobachteten den dampfenden Kraftakt.

Foto: Uwe Miserius

Der stählerne Ring wurde zuvor im wenige Meter entfernten Holzkohlenfeuer erhitzt. Gerade aufgrund der einbrechenden Dunkelheit wurde die Bereifung zum sehenswerten Lichtspektakel, das rund 50 Zuschauer anlockte. Das Erhitzen ist äußerst wichtig für die Bereifung, schließlich weitet sich der Ring dadurch um rund zwei Zentimeter im Durchmesser. Nachdem er eine Temperatur von 200 bis 250 Grad erreicht hatte, wurde er mit Hilfe eines Trageisens vor den Hammerstock gehalten und durch Schläge mit dem großen Vorschlaghammer auf den Stamm aufgezogen. Nachdem sich der Reifen an der richtigen Position befand, wurde er mit Wasser abgekühlt, damit er sich zusammenzieht und sich sozusagen fest um das Holz schlingen konnte. "Der Ring sitzt, das hört man schon am Klang", sagte Vogt.

Der alte Hammerstock befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in der Halle. Er hat einen jahrzehntelangen Dienst hinter sich und wird schon bald abgelöst. "Früher haben die Hammerstöcke rund 60 Jahre gehalten, weil sie jeden Tag genutzt wurden. Heute halten sie nur noch rund 30 bis 40 Jahre, weil sie irgendwann von einem Pilz befallen werden", sagte Vogt, der am Rande der Veranstaltung verriet, welche Aktion er für das kommende Jahr plant: "2016 möchte ich ,Schmieden für den Frieden' ins Leben rufen." Für die geplante Aktion sollen 30 Zentimeter lange Nägel geschmiedet, anschließend für 100 Euro verkauft und in einen Baumstamm geschlagen werden - 75 Euro des Erlöses sollen einem wohltätigen Zweck zugute kommen.

(RP)
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