Spitzenpolitiker, so scheint es, sind kein Garant mehr für Massenveranstaltungen außerhalb von Bierzelten. Das war selbst in Leverkusen früher anders. Fast auf den Tag genau vor 48 Jahren besuchte Willy Brandt Leverkusen und die Kreisstadt Opladen. In diesem August 1965 reiste der Regierende Bürgermeister von Berlin als Kanzlerkandidat durch die Lande. In Wiesdorf füllte er den Marktplatz. Brandt wurde zeitgemäß von der "Bergischen Kapelle", die vorher Märsche spielte, mit "Berliner Luft" begrüßt.

Auch in Opladen gab es damals viele Zuhörer. SPD-Bundestagskandidat Bruno Wiefel empfing seinen Parteifreund und schenkte ihm einen Wappenteller. Die Männer des Fuhrparks der Stadt Opladen hatten eigens die Bühne aufgebaut, "auf der alljährlich am Karnevalssamstag der Bürgermeister vor dem närrischen Prinzen kapituliert", notierte leicht süffisant der damalige RP-Redakteur Heinz Schonauer.

Brandt sprach nach seiner Meinung "leidenschaftslos, aber sachlich". Im Vordergrund stand die alte Hauptstadt Berlin, "der sich Brandt mehr verpflichtet und zugetan scheint, als allem anderen". Immerhin: Brandt hatte in Opladen am ersten Tag seiner Durchreise seine neunte Rede gehalten.

Heute wird SPD-Bundeschef Gabriel nach bisherigem Plan auf einer kleinen Bühne vor dem Kaufhof-Ausgang sitzen. Der Auftritt wird vom Journalisten Timm Gatter moderiert. Auf 90 Minuten ist das Zeitfenster für Gabriels Auftritt festgelegt.

Wer sich in diesen Tagen über die Leverkusener SPD-Aktivitäten informieren will, erreicht zumindest über die Partei-Internetseite nichts: Der Server, bei dem die virtuelle Seite gelegen hat, wurde von einem Virus befallen. "Wir haben unsere Seite deshalb abgeschaltet", berichtete gestern Partei-Geschäftsführer Zens. Mit einer überarbeiteten Seite gehen die Leverkusener Genossen — bei einem anderen Anbieter — ab Montag wieder online.