Leverkusen Alejandro di Cara Diaz ist in jedem Fall WM-Gewinner

Leverkusen · Die zwei Fahnen im Stehcafé Alejandro an der Manforter Straße machen es deutlich: Hier schlagen zwei Herzen in einer Brust. Deutschland gegen Argentinien, das WM-Endspiel spitzt den Konflikt nun zu. Wem soll der Deutsch-Argentinier Alejandro di Cara Diaz nun die Daumen drücken? Er hat sich entschieden: "Ich halte für Argentinien. Aber wenn Deutschland gewinnt, freue ich mich auch. Der Bessere soll gewinnen", sagt er salomonisch.

 In seinem Stehcafé an der Manforter Straße trifft sich die Welt, nicht nur zu WM-Zeiten: Alejandro di Cara Diaz.

In seinem Stehcafé an der Manforter Straße trifft sich die Welt, nicht nur zu WM-Zeiten: Alejandro di Cara Diaz.

Foto: Uwe Miserius

Der Mann mit einem Namen wie aus einem Roman von Gabriel Garcia Marquez wurde zwar in Deutschland geboren, aber sein Vater ist Argentinier und seine Mutter eine Italienerin, die in Argentinien aufwuchs. Mit ihr hat er alle WM-Spiele geguckt, vor allem die der Deutschen und der Argentinier. Mit beiden Mannschaften hat er mitgefiebert. Dass sie nun ausgerechnet gegeneinander im Endspiel stehen, ist für di Caro Diaz ein schöner Zufall, bringt ihn aber auch in einen Loyalitätskonflikt. Denn eigentlich fühlt er sich ja auch deutsch.

Obwohl er Argentinien als seine Heimat bezeichnet, wolle er dort nicht leben. Urlaub und Verwandtschaft besuchen - das macht er allerdings gerne. Da er zweisprachig aufwuchs, ist es für den 30-Jährigen auch kein Problem, sich auf Spanisch zu verständigen. Für seine argentinischen Verwandten ist er allerdings der Deutsche: "Ich bin pünktlich und zuverlässig, das empfinden die Argentinier an mir als sehr deutsch."

In seinem Stehcafé an der Manforter Straße trifft sich die Welt, nicht nur zu WM-Zeiten. Hier kommen Rentner aus der Nachbarschaft genauso wie Polizisten oder Handwerker gerne vorbei, um ein Päuschen einzulegen und mit Alejandro zu plaudern. Zu 90 Prozent komme Stammkundschaft zu ihm. Und nach Feierabend beliefert er Nachbarn, die selbst nicht mehr einkaufen können. Alejandro di Cara Diaz guckt lieber zu Hause Fußball, zumal er auch keine argentinische Kneipe in Leverkusen kennt. Nur eine in Köln, die gehört seinem Patenonkel. Er wird mit "Mama" gucken - beim Public Viewing würde er sich komisch fühlen, wenn er als einziger für Argentinien jubeln würde. Außerdem hält er die Deutschen für schlechte Verlierer.

Natürlich ist Fußball in diesen Tagen vor dem Finale das beherrschende Thema im Stehcafé Alejandro, in dem Bilder von Che Guevara neben denen von Diego Maradona hängen. Die Fahnen der beiden Nationen stammen übrigens nicht von Alejandro, sondern von einem Bekannten. Er selbst sei nicht so fußballverrückt, gesteht er. "Nur zur WM."

(RP)
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