Hauptversammlung Ende April „Bayer muss sich stramm aufstellen“

Leverkusen · Kurz vor der Hauptversammlung ist der Konzern wegen Monsanto und Stellenabbaus in den Medien. Stimmensuche.

 Unterm Bayer-Kreuz hat der Konzern den Abbau von weltweit 12.000 Stellen eingeläutet. Rund 4500 sollen es in Deutschland sein. Die Leverkusener Konzernzentrale wird es dabei wohl hart treffen.

Unterm Bayer-Kreuz hat der Konzern den Abbau von weltweit 12.000 Stellen eingeläutet. Rund 4500 sollen es in Deutschland sein. Die Leverkusener Konzernzentrale wird es dabei wohl hart treffen.

Foto: Bayer

Den Bayer-Aktionären, die schon länger die Geschicke des Konzerns verfolgen, gehen seit einiger Zeit Erinnerungen ans Jahr 2001 im Kopf herum. Das Jahr des Lipobay-Skandals. Der Blutdrucksenker hatte teils Nebenwirkungen bis zum Todesfall. Bayer nahm das Mittel vom Markt, erlebte eine Klage- und Kostenwelle.

18 Jahre später überrollt wieder eine Klagewelle den Konzern – gepaart mit einer Rutschpartie der Aktie, mit Gegenanträgen der Aktionäre für die anstehende Hauptversammlung und gleichzeitigem Abbau von 12.000 Stellen weltweit, in Deutschland sollen es 4500 sein. Nächster großer Termin auf der Agenda des Konzerns: die Hauptversammlung Ende April.

Die Aktionäre Unter anderem der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Prof. Christian Strenger (ehem. Deutsche Bank, DWS) fordert in seinem Gegenantrag für die Versammlung die Nicht-Entlastung des Vorstands, wirft diesem etwa Fehleinschätzungen beim Ausmaß der Verkäufe aus dem CropScience-Geschäft und der Rechtsrisiken aus Glyphosat-Klagen vor, spricht von Überforderung „bzw. mangelnder Aufmerksamkeit“.

Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sagt eine „turbulente Hauptversammlung“ voraus. „Denn zu der ethisch-moralischen Komponente, die beim Monsanto-Kauf immer da war, kommt noch die wirtschaftliche hinzu, die stark gelitten hat.“ Die DSW werde keine Personaldebatte führen. „Das ist zu früh. Wird später ein Thema sein.“ Dann müsse man hart über Konsequenzen sprechen. Bayer habe er bisher nie als Unternehmen erlebt, das schlecht mit Mitarbeitern umgehe, sagt er zum Jobabbau. Dass der nur mit der Monsanto-Übernahme zusammenhänge, sieht Tüngler nicht. „Bayer ist in den letzten Jahren stark gewachsen, muss sich strammer aufstellen.“

Die Gewerkschaft Frank Löllgen, Landesbezirksleiter Nordrhein und Bayer-Aufsichtsratsmitglied, sagt: „Jetzt, wo es immer deutlicher wird, an welchen Stellen im Konzern die Arbeitsplätze abgebaut werden, zeigt sich, wie wichtig es ist, dass wir die gemeinsame Erklärung Zukunftssicherung Bayer 2025 abgeschlossen haben.“ Damit sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen, Bayer muss die Jobs sozialverträglich abbauen.

Der Gesamtbetriebsrat (GBR) Die Arbeitnehmervertreter bestätigen, „dass vom Abbau ungefähr 4500 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sind“. Der GBR habe Vereinbarungen für Aufhebungsverträge verhandelt, die für den vorzeitigen Übergang in die gesetzliche Rente attraktive Konditionen beinhalten“, sagt der stellvertretende GBR-Chef Heinz Georg Webers. Ebensolche gebe es für Jüngere. Konkrete Aussagen zu den deutschen Bayer-Standorten mache der GBR derzeit nicht.

Die Belegschaft Die Stimmung am Standort Leverkusen wird von einem Insider als „nicht schlecht bezeichnet“. Viele sähen die Angebote von Bayer, die es etwa älteren Beschäftigten ermöglichen, ohne große Abschläge frühzeitig in Rente gehen können, als „goldenen Handschlag“, berichtet er weiter.

 Marc Tüngler sagt eine turbulente Versammlung voraus.

Marc Tüngler sagt eine turbulente Versammlung voraus.

Foto: DSW
 Stadtchef Uwe Richrath wartet auf Zahlen für Leverkusen.

Stadtchef Uwe Richrath wartet auf Zahlen für Leverkusen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Die Stadt Oberbürgermeister Uwe Richrath ist froh, dass es beim Jobabbau „durch die Standortvereinbarung keine betriebsbedingten Kündigungen gibt“. Auswirkungen auf Leverkusen, wie Kaufkraftverlust, sieht der Stadtchef auch, kann sie aber noch nicht einordnen, „weil wir noch nicht wissen, wie viele Stellen  hier abgebaut werden“.

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