Aktion des „Netzwerks Kinderarmut“ in Leverkusen 5000 Kinder leben von Hartz IV

Leverkusen · Das ist kein Thema der Dritte-Welt-Länder, sagt das „Netzwerk Kinderarmut“ und zeigt die Lage in Leverkusen.

 Koch Markus Dreimann, Frieda, Uwe Richrath, Carla und Rüdiger Scholz (v.l.) schnibbelten in der Rathaus-Galerie Gemüse – um die Arbeit des „Netzwerks Kinderarmut“ in Leverkusen zu unterstützen. Den Passanten wurden leckere Häppchen und viele Informationen gereicht.

Koch Markus Dreimann, Frieda, Uwe Richrath, Carla und Rüdiger Scholz (v.l.) schnibbelten in der Rathaus-Galerie Gemüse – um die Arbeit des „Netzwerks Kinderarmut“ in Leverkusen zu unterstützen. Den Passanten wurden leckere Häppchen und viele Informationen gereicht.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Richtig viel Trubel war am Samstag in der Rathaus-Galerie im Untergeschoss an der Rolltreppe zu beobachten. Zahlreichen Umstehenden wurden gesunde Häppchen gereicht, darunter Couscous-Salat und angemachter Blumenkohl. „Wir wollen mit dieser Aktion sensibilisieren“, sagt Reiner Hilken vom Netzwerk Kinderarmut. Denn in Leverkusen sei Kinderarmut größer, als die meisten Bürger wissen. Oftmals gingen viele davon aus, dass durch große Konzerne und ausreichend Steuern, genügend finanzielle Mittel vorhanden seien, um Familien einen sicheren Halt zu bieten.

Doch die Zahlen würden eine andere Sprache sprechen. In Leverkusen würden rund 5000 von insgesamt 23.000 Kindern im Alter  bis 15 Jahren in Familien mit einem Einkommen in Form von Sozialleistungen nach Hartz IV leben. In einzelnen Stadtteilen würde der Anteil sogar mehr als 50 Prozent betragen, seit Jahren würde der Anteil armer Kinder weiter steigen. „Puh, das hätte ich wirklich nicht gedacht“, bestätigt Ingeborg Meyer. Die 67-jährige Passantin hatte sich durch den Trubel anstecken lassen und ist am Informationsstand stehen geblieben, um sich einen Snack zu gönnen. „Wenn ich Kinderarmut höre, dann denke ich an Dritte-Welt-Länder oder an TV-Werbung von Spendeneinrichtungen, aber doch nicht an Leverkusener Kinder“, sagt sie und ergänzt: „Ich finde es richtig klasse, wie intensiv hier Aufklärungsarbeit betrieben wird. Auch das Essen ist eine gelungene Aktion, um die Menschen anzulocken.“ Dafür ist die „Speisenmeisterei“ zuständig. Christian Gritsch, einer der beiden Geschäftsführer, ist zum zweiten Mal bei der Aktion dabei: „Wenn es um soziale Projekte geht, gerade um Kinder, da sind wir gerne vor Ort.“ Es gehe nicht darum, durch Häppchen die Leute anzulocken, sondern gerade beim Essen zu zeigen, wie wichtig es sei, frisch und gesund zu kochen. „Viele Kinder, die unter Armut leiden, werden nämlich auch nicht gesund ernährt“, erläutert Hilken.

Bei der Aktion dürften Kinder teilnehmen und das eigene Essen frisch zubereiten. Angeführt von den Köchen der „Speisenmeisterei“ wird dann das Kochmesser geschwungen, das Gemüse geschnippelt. Doch nicht nur die Kids durften ran, auch zahlreiche bekannte Gesichter nahmen teil – wie Oberbürgermeister Uwe Richrath, CDU-Landtagsabgeordneter Rüdiger Scholz und Sozialdezernent Marc Adomat. Auch zahlreiche Vereine waren dabei, etwa „Der kleine Goldfisch“, der sich darauf spezialisiert hat, den Kindern Halt und Perspektiven zu bieten. „Erfolg hatte die Aktion bereits“, sagt Hilken. Ein Jugendlicher, der vor zwei Jahren einen Hauptschulabschluss erhielt, hätte durch die Aktion ein Praktikum als Koch gemacht und sei nun in der Lehre.

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