Fahrradgeschäft Pedale Ein Traum wird zum Erfolgsmodell

Opladen · Achim Jäger führt an der Birkenbergstraße in Opladen das Fahrradgeschäft „Pedale“.

 Achim  Jäger in seinem Zweiradladen „Pedale“. Er hat sich noch als Student damit einen Traum erfüllt.

Achim  Jäger in seinem Zweiradladen „Pedale“. Er hat sich noch als Student damit einen Traum erfüllt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Während sich andere Einzelhändler fürs Weihnachtsgeschäft rüsten, haben Achim Jäger und seine Mitarbeiter im „Pedale“-Laden die umsatzstärksten Monate des Jahres schon hinter sich. Fahrräder stehen längst nicht mehr unterm Tannenbaum, wie es vielleicht früher war. Gelegentlich wird Zubehör wie ein Tacho verschenkt, aber nicht mal Helme bieten sich an, weil die anprobiert werden müssen. „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft“, sagt der Inhaber. Da werden Gegenstände wie ein Zweirad gekauft, wenn man sie am meisten braucht: im Frühjahr oder Sommer. Da ist dann so viel los, dass Urlaubssperre herrscht, bis es im September allmählich ruhiger wird. Jetzt ist Zeit, um liegengebliebene Dinge zu erledigen, Büro und Werkstatt aufzuräumen und neu gelieferte Räder zusammen zu schrauben für den großen Ausstellungsraum im Hinterhof.

Nur die Vorausschauenden bringen im Winter ihre Räder zur Wartung. Die anderen kommen nach den ersten warmen Tagen im Frühjahr. Gerne alle auf einmal, so dass Jäger, Mitarbeiter Mike Frimmersdorf und die beiden Lehrlinge kaum hinterherkommen. Da ist es vorteilhaft, dass inzwischen die Werkstatt mit Hebebühnen im Verkaufsraum eingerichtet ist. Ein Auszubildender macht nach dreieinhalbjähriger Lehre zum Zweiradmechatroniker im Dezember seine Prüfung, der Nachfolger hat bereits angefangen. „Ausbilden ist das Einzige, was man gegen Fachkräftemangel tun kann“, betont Jäger, der selbst auf anderem Weg zur „Pedale“ gekommen ist. Nach dem Abitur am Opladener Berufskolleg hat er in Köln Geschichte, Politik und Philosophie studiert. Er suchte eine Nebenbeschäftigung. „Ein Fahrradladen wäre cool“, dachte der passionierte Radler. Nicht nur, um günstig und ökologisch von A nach B zu kommen, sondern weil man gleichzeitig etwas für die Gesundheit tut und Stress abbaut.

Mit Jürgen Bödeker hat er sich 1990 den Traum erfüllt mit der Geschäfts-Eröffnung an der Altstadtstraße. Das passte prima, denn sein Kompagnon arbeitete in einer Spedition und begann morgens sehr früh, so dass er nachmittags im Laden war. Jäger war für den Vormittagsbetrieb zuständig und ging danach zur Uni. Womit beide nicht gerechnet hatten: Das Geschäft entwickelte sich so schnell, dass die Arbeit mit zwei Halbtagsjobs nicht zu bewältigen war. Sie entschlossen sich ganz für die Pedale. „Das habe ich bis heute nicht bereut“, versichert Jäger. Abgesehen von Stressphasen, die man als Selbständiger durchstehen muss. Oder wenn man sich über Leute ärgert, die sich gut beraten lassen und dann im Internet bestellen.

1993 zogen sie um in das Haus an der Kölner Straße, das viele noch als „Fahrrad Tünnermann“ kannten. Dort war in der ersten Etage Platz für eine Sortimentserweiterung mit Trecking-Bedarf. Seit 2002 ist Pedale an der Birkenbergstraße, die Trecking-Abteilung wurde nach Wiesdorf ausgelagert in den Laden „Einfach weg“. Ein Vierteljahrhundert haben die Partner alles gemeinsam geführt, vor vier Jahren trennten sie die Geschäftsbereiche. Bödeker übernahm den Treckingladen, Jäger die Pedale.

Seitdem hat sich im Verkauf vieles geändert. Der Anteil an E-Bikes ist rasant gewachsen und macht mehr als 50 Prozent im Verkauf aus. Längst sind die Senioren nicht mehr Hauptabnehmer. „Ganz junge Leute finden es cool, und Pendler wollen nicht verschwitzt auf der Arbeit ankommen“, erläutert Jäger. Damit stieg für ihn auch der Umsatz. Bei Rädern habe es früher nie ein Markenbewusstsein gegeben, aber heute würden gezielt bestimmte Marken verlangt. Viele seien bereit, 6000 Euro für ein E-Bike auszugeben oder 900 Euro für einen Doppelakku. Der gebotene Service gilt aber genauso für jedes normale Cityrad. Alles wird fahrbereit zusammengebaut und auf den Kunden eingestellt. Anders als im Internet-Versand, wo das Rad im Karton ankommt und dann das große Schrauben beginnt. Das schafft nicht jeder. „Da sehen wir manchmal haarsträubende Sachen“, versichert Jäger.

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