Leverkusen Abfuhrstau nach Osterputz

Leverkusen · Vier Tage lang hatte die Avea zu. Keine Müllabfuhr und keine selbstständige Entsorgung möglich. Das rächte sich gestern. Eine endlose Autoschlange schob sich den ganzen Tag auf der Zufahrtstraße voran. Ein Staubericht.

Ostern ist das Fest des Entrümpelns. Da wird in der Seele aufgeräumt. Und in der Abstellkammer. Im Kleiderschrank, im Keller, auf dem Speicher, in der Garage, im Gartenhäuschen, unterm Bett, hinterm Sofa Wo man so schön dabei ist, das Grün vor und hinter dem Haus wird auch getrimmt. Dann muss das ganze Zeug ganz schnell weg.

Zum Wertstoffzentrum. Doch mit ganz schnell war gestern an der Dieselstraße kein Staat zu machen, weil dieser Tage nicht nur ein, zwei Leverkusener Altlasten loswerden wollen, sondern offenbar so gut wie jeder. So suggerierte es gestern zumindest die schier endlose Fahrzeugschlange entlang der Straße.

Nonstop Stop-And-Go

Ein kleiner Junge, der sich im Abfuhrstau schrecklich langweilte, schritt begutachtend an der Reihe der 67 Autos entlang, die sich gegen 13 Uhr bis zum Autohändler an der Ecke zur Quettinger Straße aufreihten. Seit morgens noch vor acht nonstop Stop-And-Go auf der Zufahrtstraße.

"Die Leute haben Nachholbedarf. Es war ein richtig langer Winter und auf einmal wird's knallig warm", erklärt Avea-Sprecher Claus-Dieter Steinmetz den Andrang. Der Gartenlust schob die Avea noch einen zusätzlichen Riegel vor: Über Ostern macht die Entsorgungsfirma grundsätzlich das ganze Wochenende zu.

"Einmal im Jahr gönnen wir unseren Mitarbeitern ein komplettes Wochenende, an dem dann auch die Müllabfuhr nicht rausfährt, an Brückentagen sind wir auch schon mal samstags unterwegs", sagt Steinmetz.

Vier Tage keine Müllentsorgung und gerade den ersten Rasen des Jahres gemäht? Da blieb gestern nur, die Geduld zu testen. Und vielleicht auch "Corinna's Lunchbox", einen mobilen Catering-Service, den seine Betreiberin an der Ecke zur Ottostraße gelenkt hatte.

Dort hätte sie wohl das Geschäft ihres Lebens machen können mit hungrigen Wartenden — wäre sie nicht abgefahren. Ausdauernder war da der Schrottsammler, der sich brennend für Elektrogerät interessierte und jeden Autoinsassen in persönlicher Ansprache nach solchem fragte.

Nach einer knappen halben Stunde hatten sich die Autofahrer auf die Abbiegespur zur Avea durchgewartet. "Ein Schild mit der Aufschrift ,Ab hier noch 10 Minuten' wäre prima", scherzte ein Müllwegbringer. Ein Mann mit Gitarre flanierte vorbei. Festivalatmosphäre kam auf. Kurzfristig, denn dann fuhr eine Frau mit Familienkutsche müllentleert, aber mit zwei Sprösslingen vorbei, deren Gesichter so schadenfrohes Grinsen zierten. Mann, wieso stellt die Avea nicht mehr Personal ein oder macht ein zweites Wertstoffzentrum auf?

Und ein Hauch Schadenfreude

Steinmetz hat Antworten: "Zusätzliches Personal würde nicht helfen, denn gleich ob fünf oder 500 Mann vor dem Tor warten, drinnen gibt es nur eine begrenzte Kapazität, es passen nur soundsoviele Leute auf den Hof." Gedanken zu einem zweiten Wertstoffzentrum in Rheinnähe habe es bereits gegeben. Allerdings sei das wiederum ein Kostenfaktor, "der zu Lasten der Gebührenzahler gehen würde".

Der Avea-Mann an der Waage kurz hinter dem Eingang war nett, die Wegwerfprozedur dauerte wenige Minuten. Grünschnitt, Sperrmüll, Renovierungsreste. Das war's. Halt. Auf dem Rückweg über die Dieselstraße entlang der wartenden Autos huschte noch schnell ein ebenso schadenfrohes Lächeln übers Gesicht wie bei den beiden Sprösslingen.

(RP)
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