Verkehrschaos auf der A3 Wasserbüffel-Leitkuh „Lotti“ wollte nach Hause

Leverkusen · Fünf Wasserbüffel haben in der Nacht zu Montag den Verkehr auf der A3 bei Leverkusen komplett zum Erliegen gebracht. Die Tiere büxten aus einem Landschaftsschutzgebiet aus, wo sie im Sommer weiden. Es ist nicht der erste Ausbruch dieser Art.

Wasserbüffel auf der A3
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Foto: dpa/Oliver Köhler

Für Elke Quanz aus Leichlingen-Witzhelden ist die Sache klar: Ihre Leitkuh Lotti wollte zu ihr nach Hause. Quanz ist die Besitzerin der fünf Wasserbüffel, die in der Nacht zu Montag die komplette Autobahn 3 bei Leverkusen lahm gelegt haben. Am Sonntagabend gegen 22.45 Uhr trafen erste Anrufe bei der Polizeileitstelle in Köln ein, dass große Kühe auf der Autobahn sind. Schnell stellte sich heraus: Es handelte sich nicht um Kühe, sondern um Wasserbüffel.

Die Leitkuh Lotti hat offenbar einen ausgeprägten Freiheitsdrang und wollte von der Weide bei Leverkusen wieder heim nach Leichlingen. Bulle Prinz, Kuh Branca und zwei Kälber folgten Lotti vermutlich bis zur Autobahn.

Twitter-Nutzer machen sich über Wasserbüffel auf A3 lustig
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Foto: dpa/Oliver Köhler

Die Wasserbüffel büxten von einer Weide im Landschaftsschutzgebiet Pescher Busch unweit der Autobahn aus. Das Gebiet gehört der Stadt Leverkusen und dem Land NRW. Betreut wird es vom Naturschutzbund (Nabu), der dort eine Naturschutzstation betreibt.Dort werden die Wasserbüffel als Weidetiere eingesetzt, erklärt der Geschäftsführer der Station, Sönke Geske. „Sie halten das Landschaftsschutzgebiet im Gleichgewicht.“

Die Wasserbüffel hätten auf einer eingezäunten Weide gestanden, sagt Geske. Die Weide sei eingezäunt und mehrfach mit Stacheldraht gesichert worden, sagt auch die Tierhalterin. Doch bei dem Unwetter am Sonntagabend sei ein Baum auf den Zaun gestürzt und habe eine Bresche hinein geschlagen. So war der Weg in die Freiheit für die Tiere frei.

Wasserbüffel sind Herdentiere

Die Situation auf der Autobahn sei gefährlich gewesen, sagt Martin Mölders. Der Landwirt leitet mit seiner Familie den Büffelhof Kragemann in Bocholt und züchtet bereits seit 2004 Wasserbüffel. „Wasserbüffel sind sehr sensible und scheue Tiere. Wenn man lange mit ihnen arbeitet, werden sie anhänglich und treu. Doch in einer Stresssituation wie der auf der Autobahn können die Büffel schnell auf stur stellen und auch aggressiv werden”, sagt Mölders.

Wasserbüffel seien Herdentiere, die sich aber sehr menschenbezogen entwickeln könnten. Mit viel Geduld hat Mölders es im Laufe der Jahre geschafft, seine Tiere sogar melken zu können. „Die europäischen Wasserbüffel stammen von ihren umgänglicheren Artgenossen in Asien ab und nicht von der deutlich aggressiveren und gefährlicheren Büffel-Art in Afrika”, sagt Mölders. „Wasserbüffel sind viel schlauer als Rinder und lassen sich nicht so einfach austricksen.“ Bullen könnten bis zu einer Tonne wiegen. Und es sei für die Tiere kein Problem, 40 Kilometer in einer Stunde zu laufen.

Wasserbüffel schon zweimal ausgebrochen

Ende Mai 2013 brachen Wasserbüffel schon einmal aus der umzäunten Weide aus. Plötzlich standen sie am benachbarten Reiterhof. Die mächtigen Büffel jagten Reitern und Spaziergängern einen Schrecken ein, konnten aber eingefangen werden, bevor sie Schaden anrichteten.

Zwei Jahre später, Anfang Mai 2015, schafften es dann drei Wasserbüffel bis zur Bahnstrecke zwischen den Stadtteilen Rheindorf und Opladen. Das Trio konnte laut damaligem Polizeibericht als „Bulle Poldi“ und die „Damen Bambi und Lotte“ identifiziert werden. Eskortiert von einem Streifenwagen wurden die Tiere zurück auf die Weide gebracht.

Auch für die fünf Tiere, die am Montag die A3 lahmlegten, hatte die Exkursion ein gutes Ende: Nachdem sie aus der Narkose aufgewacht waren, fanden sie sich in einem Kuhstall mit viel Heu wieder. Spätestens am Dienstagmorgen sollen sie dann wieder auf der Weide grasen.

(heif)
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