Rheinbrücke bei Leverkusen A1: Warum plötzlich alle Schilder doppelt da sind

Leverkusen · Wer derzeit rund um die A1-Baustelle vom Autobahnkreuz bis Rheinbrücke doppelt sieht, hat keinen Sehfehler: Tatsächlich gibt es seit kurzem die Verkehrszeichen in zweifacher Ausführung. Das ist kein Versehen.

 Keine optische Täuschung: An den A1-Baustellenbereichen stehen alle Schilder in zweifacher Ausführung. Ein Grund: die Firmen wechseln.

Keine optische Täuschung: An den A1-Baustellenbereichen stehen alle Schilder in zweifacher Ausführung. Ein Grund: die Firmen wechseln.

Foto: Uwe Miserius

Die Verdoppelung der Tempolimit-Schilder oder der großen Tafeln für die Verkehrsführung hat einen einfachen Grund: Der Vertrag der Firma, die bisher für die Verkehrssicherung der Baustellen zuständig war, ist ausgelaufen. Der Auftrag konnte nicht einfach verlängert werden, sondern musste neu ausgeschrieben werden. Gewonnen hat das Verfahren eine andere Firma. Die Folge: Das neue Unternehmen musste seine Schilder jetzt erst aufbauen, damit kein Verkehrschaos entsteht. Danach kann die erste Firma ihr Material wieder einsammeln. So stehen selbst die speziell für die Rheinbrücken-Sperrung angefertigten Großtafeln in doppelter Ausführung an der A1 - materialsparend und umweltschonend ist dies nicht gerade.

Leere Baustelle Mit Staunen rollen beziehungsweise stauen sich die Autofahrer auf der Autobahn 1 auch weiter durch das Leverkusener Autobahnkreuz. Warum auf der Hauptfahrbahn der A1, beispielsweise in Richtung Rheinbrücke, nur eine Fahrspur freigegeben ist, erschließt sich den Autofahrern nicht. Der abgesperrte Baustellenbereich ist leer von Baumaschinen, Bauarbeiter sind ebenfalls nicht zu sehen: Auch dafür liegt der Grund im Wechsel der Baufirmen, berichtete gestern ein Sprecher von Straßen.NRW auf Nachfrage unserer Redaktion. Es stünden allerdings auch noch weitere Arbeiten an der A3-Brücke, die über die A1 führt, aus, ergänzte der Behördensprecher.

 Keine optische Täuschung: An der A1-Baustelle stehen alle Schilder zurzeit in zweifacher Ausführung. Ein Grund: Die Firmen wechseln.

Keine optische Täuschung: An der A1-Baustelle stehen alle Schilder zurzeit in zweifacher Ausführung. Ein Grund: Die Firmen wechseln.

Foto: Miserius

A3-Brücke Dieses 54 Meter lange und aus mehreren Teilen bestehende Brückenbauwerk wurde 1961 gebaut. Nachberechnungen von Experten haben laut Behörde ergeben, dass die Brücke zu schwach für die heutigen Lastwagen ist. Stellenweise traten "Spannungsüberschreitungen" von bis zu 70 Prozent auf, informiert Straßen.NRW auf seiner Internetseite. Deshalb wurde die Verstärkung des Bauwerks beschlossen. Bis 2026 soll dies für die Standsicherheit der Brücken ausreichen, dann werde ohnehin das Leverkusener Autobahnkreuz umgebaut. Welche Arbeiten noch ausstehen und wann sie durchgeführt werden, konnte Straßen.NRW gestern nicht mitteilen.

Unfall Gestern krachte es wieder auf der A1 in Richtung Leverkusen: Kurz hinter Burscheid fuhr ein Papier-Laster auf einen anderen Lkw auf, ein Fahrer wurde schwer verletzt. Wieder ein Stauende-Unfall, dessen Auslöser letztlich die Teilsperrungen am Leverkusener Kreuz und die Rückstaus von der A3 sein dürften. Damit stellt sich die Frage, ob der Umbau des Autobahnkreuzes nicht noch früher als bisher geplant realisiert werden muss/kann.

Verluste Zumal der volkswirtschaftliche Verlust für Firmen und Privatleute in die Milliarden Euro gehen dürfte. Der Wermelskirchener Dipl.-Ing. Hilmar Brunow (54), Mitarbeiter eines Automobilzulieferers in Köln, hat uns nach seinen vielen Fahrten durch die Staulandschaft A1/Rheinbrücke eine "kalkulatorische Abschätzung" des Schadens zugeschickt und ergänzt so Darstellungen von Wirtschaftsverbänden: Die Verluste könnten laut Brunow allein bei der Wirtschaft bis zu 1,6 Milliarden Euro pro Jahr erreichen - nur für die Fahrtrichtung Burscheid-Leverkusen. Der Stauschaden während der Brückenbauzeit (vier bis acht Jahre?) könnte zwölf Milliarden Euro betragen, die die Wirtschaft abfedern müsse.

"Die tatsächliche Not ist in den Köpfen der Politiker und Planer bei Straßen.NRW noch gar nicht angekommen. Bei einigen wenigen vielleicht", schreibt Brunow. Für ihn ist es nicht verwunderlich, wenn Unternehmen über einen Standortwechsel nachdenken.

(RP)
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