Tunnel oder nicht? A 3-Ausbau: Ministerium will Mitte 2020 entscheiden

Leverkusen · IG Schleswig-Holstein-Siedlung fürchtet Zwangsenteignung und Bauschäden, Bundestagsabgeordneter die „billigste Lösung“.

 Friedrich Jonas kämpft seit Jahren für einen A 3-Durchfahrttunnel in Leverkusen.

Friedrich Jonas kämpft seit Jahren für einen A 3-Durchfahrttunnel in Leverkusen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ob 2020 für die Stadt das Jahr der verkehrspolitischen Hiobsbotschaften wird? Es könnte sich Mitte des Jahres zeigen, denn dann soll eine Entscheidung zum Ausbau der A 3 in Leverkusen fallen.  Das hat das Bundesverkehrsministerium der Interessengemeinschaft (IG) Schleswig-Holstein-Siedlung auf eine Anfrage hin nun mitgeteilt, berichtet IG-Sprecher Friedrich Jonas. Das Ministerium habe betont, dass bei dem Projekt die möglichen Bauvarianten besonders genau abgewogen werden müssten. Erstens wegen der „komplexen baulichen und städtebaulichen Situation“ und zweitens wegen der Forderungen von Politik, Anwohnern, Bürgerinitiativen und der Stadt. Letztere plädieren für eine Tunnellösung. Doch die ist mehr als das Zehnfache teurer als die oberirdische Variante.

Hintergrund: Straßen NRW hatte mehrere Möglichkeiten des Ausbaus geprüft, drei – oberirdischer Ausbau (230 Mio. Euro), Durchfahrttunnel (2,6 Mrd. Euro) und kompletter Tunnel (970 Mio. Euro) – wurden nach Berlin gemeldet. Als Vorzugsvariante wurde der oberirdische Ausbau benannt. Generell ist die Erweiterung notwendig, weil der Bundesverkehrswegeplan acht statt der bisher sechs Spuren vorsieht.

Die IG sieht schwere Folgen vor allem für ihr Veedel: „Ein Ankauf von Häusern und Gartenflächen der angrenzenden Wohngebiete ist erforderlich. Die Anwohner sind nicht gewillt, Grundstücke zu verkaufen, hier wird es zu Zwangsenteignung kommen. Durch den Bau ist mit Bauschäden der angrenzenden Häuser zu rechnen, die Kosten hierfür fehlen in der Kalkulation“, moniert Jonas. Der Ausbau des oberirdischen Teils des Durchgangstunnels  – 40 Prozent des Verkehrs würden unterirdisch fließen, der Rest oberirdisch – könnte innerhalb der bestehenden Fläche erfolgen, hat die IG errechnet. Straßen NRW sehe das anders.

Die Bürgerinitiative sieht noch ein Problem: Bei einem Termin in Leverkusen habe Straßen NRW zum Durchfahrttunnel „erklärt, dass es durch eine optimierte Verkehrsführung zur Verringerung von Fahrstreifen kommen kann“, sagt Jonas. Eine genaue Untersuchung, ob das möglich ist, werde erst mit einer Detailprüfung ausgelotet. Zu solch einer Prüfung wiederum komme es aber nicht, wenn die Entscheidung für den oberirdischen Ausbau falle, sagt Jonas. „Daher fordern wir die Politik in Stadt, Land und Bund auf, die Entscheidung unter den vorliegenden Ergebnissen nicht zu treffen. Als Interessengemeinschaft zweifeln wir seit Jahren die Argumente für die Bauzeit und ermittelte Kosten an.“ Nachsatz: „Es ist das Gebot der Stunde, das entstandene Chaos, was jetzt im Bereich der Rheinbrücke besteht, nicht zu wiederholen.“

Leverkusens Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach schlussfolgert nach den Problemen an der Brücke, dass „Scheuer hier wieder die billigste Lösung nehmen wird. Ich schließe aus, dass er Leverkusen entgegenkommen wird. Die Bürger müssen dagegen protestieren.“

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