Leverkusen A 1-Planer: Lassen uns nicht erpressen

Leverkusen · Michael Heinze, der für das NRW-Verkehrsministerium die Planung des Autobahnausbaus betreut, reagiert auf Schoofs-Attacken.

 Eine Idee zur Veranschaulichung: die Leverkusener Rheinquerung als "Stabbogenbrücke".

Eine Idee zur Veranschaulichung: die Leverkusener Rheinquerung als "Stabbogenbrücke".

Foto: Ingenieurbüro GRASSL GmbH, Visualisierung: Firmhofer + Günther Architekten

Michael Heinze war auch gestern wieder in seinem Büro. Der Ministerialrat aus dem NRW-Verkehrsministerium, der die Planung des Autobahnausbaus in und um Leverkusen betreut, nutzt die etwas ruhigere Zeit um den Jahreswechsel, um Projekte anzukurbeln, mit denen er nicht die ganze Zeit im Fokus großen Medieninteresses steht.

Ruhig ist es derzeit auch rund um die marode Leverkusener Autobahnbrücke über die A 1 — "und ich bin über jeden weiteren Tag froh, an dem das so ist", sagt Heinze. Schweißarbeiten und Kontrollen liefen plangemäß. Die einzige neue Nachricht sei, dass die Blitzer zur Geschwindigkeitsüberwachung ein paar Wochen später als geplant kommen, wohl im Februar. Das bestätigt auch Bernd Löchter, Sprecher des ausführenden Landesbetriebs Straßen NRW: "Wir müssen zuvor noch eine Asphaltschicht aufbringen." Keine große Sache.

Bei so viel Ruhe und Gelassenheit werden Störungen von außen zurzeit natürlich umso genauer registriert. Insofern haben sowohl Heinze als auch Löchter die neuen Vorwürfe des Leverkusener Bürgerlistensprechers Erhard Schoofs genau registriert. Schoofs hatte dem Ministerium "Trickserei" vorgeworfen auf die er bei seiner Akteneinsicht gestoßen sei. Man verspreche ergebnisoffene Planung, habe aber bereits so viele Pflöcke eingeschlagen, dass "in Wahrheit nur noch in ganz engem Rahmen mitbestimmt werden kann".

Besonders kritisierte Schoofs, dass Ausschreibungen auf einer alten Verkehrsuntersuchung aus 2008 fußten, oder dass für die Bauabschnitte eins (Rheinquerung mit Kreuz West) und drei (A 3 mit Kreuz Leverkusen) kräftig geplant werde, nur Abschnitt zwei (Neuenhof/Stadion) spiele eine nachgeordnete Rolle: "Das heißt doch, dass vorne und hinten Fakten geschaffen werden, an denen sich Leverkusen in der Mitte zu orientieren hat."

"Das ist völliger Humbug", konterte Heinze gestern. Mit der A 3 habe man noch jede Menge Zeit, da werde momentan nichts vorangetrieben. Das Problem mit Schoofs sei, dass dieser zwar viele Akten einsehe, über diesen Akt allein dann aber Dinge interpretiere und sich wilde Szenarien zusammenbastele.

"Wenn wir ergebnisoffene planung sagen, meinen wir das auch", betont Heinze. Per Gutachten solle ja gerade geklärt werden, welche Verkehrslösung für Leverkusen die beste sei. Und das könne im Bereich der heutigen Stelzenautobahn auch durchaus ein Tunnel sein. "Wenn die Untersuchung ergibt, das der zehn Millionen Euro teurer ist, als eine überirdische Lösung, werde ich beim Bundesverkehrsministerium mit Zähnen und Klauen dafür kämpfen", sagt der Ministerialdirigent. "Aber bei 100 Millionen wird es schwierig." Und ein Tunnel gar unter dem Rhein, wie Schoofs ihn will, habe nie zur Debatte gestanden, weil es dafür überhaupt keine Veranlassung gebe.

Die Verkehrs-Untersuchung aus 2008, die Schoofs als zu alt kritisiere, sei die erste gewesen, die überprüft habe, wie denn überhaupt die Verkehrsströme am Leverkusener Kreuz und am Kreuz West aussehen — eine entscheidende Grundlage für gute Planung. Die Prognose bis 2025 fuße dagegen auf Zahlen aktueller Verkehrszählungen: "Dazu haben wir das beste Büro mit dem Gutachten beauftragt — besser können Sie nicht planen", betont Heinze. Eines müsse man Schoofs indes lassen: Machtpolitisch sei er geschult, denn: "Wenn ich meinem Gegenüber sonst nichts nachsagen kann, zweifel ich als erstes mal alle Zahlen an." Und das tue der Politiker nun.

In einem Punkt hört für die Planer jedoch der Spaß auf — wenn Schoofs ankündigt, das Land am liebsten mit einer Prozessflut überziehen und somit unter Zeitdruck setzen zu wollen, "weil die sich ja keine Verzögerungen bei der maroden Rheinbrücke leisten können. Dann müssen die auf uns zukommen."

Erpressen lassen wollen sich die Planer nun wirklich nicht: "Sobald der Planfeststellungsbeschluss gefasst ist, werden wir bauen", kündigt Heinze an. Dafür beantrage man einen so genannten "Sofortvollzug", "den wir auch bekommen werden". Denn die Brücke sei zu wichtig: "Die neue wird 2020 stehen, wie angekündigt", sagt Heinze voraus: "Daran wird nicht gerüttelt."

(RP)
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