Leverkusen A 1-Brücke: Straßen.NRW bohrt 1080 Löcher

Leverkusen · A 40- und A 3-Brücken sind derzeit Gesprächsthema bei Autofahrern, die wegen Vollsperrungen zu Umleitungsjägern werden. Aber was macht eigentlich die vielleicht marodeste aller NRW-Brücken: die Leverkusener Rheinbrücke? Sanierungspause?

Norbert Palm, Bauingenieur für Brücken bei der Autobahnbehörde Straßen.NRW lacht. "Eher im Gegenteil, es wird intensiv weitergearbeitet. Nur nicht immer sichtbar." Täglich werde das Bauwerk auf neue Schäden geprüft, die bekannten saniert, Verstärkungen eingebaut. Derzeit sind gut ein Dutzend Sanierer der Brücke mit zwei Großprojekten beschäftigt: der Untergurtverstärkung der 540 Rahmenecken und zwei Längsträgern jeweils über die gesamte Länge der Brücke, berichtet Palm.

Vor allem die Rahmenecken-Verstärkung sei sehr aufwändig. "Die Brücke hat 270 Rahmen mit jeweils zwei Ecken, macht 540 Ecken, um die zu verstärken, müssen innen und außen an der Brücke insgesamt 1080 Löcher gebohrt werden." Das Ganze soll bis November fertig sein, bis ins kommende Jahr dann die Längsträger. Beides dient dazu, die Lasten besser zu verteilen. Beispiel: "Wenn eine Lkw-Radachse auf einem Rahmen steht, muss der die ganze Last alleine tragen, durch unsere Maßnahmen verteilt sich die Last auch auf benachbarte Brückenquerrahmen."

Mit diesen Arbeiten hofft Straßen.NRW, die Brücke so lange in Betrieb halten zu können, bis die erste Hälfte der neuen Rheinbrücke 2020 fertig ist. Ob das klappt, ist fraglich. "Wenn im November die ersten Arbeiten beendet sind, können wir diskutieren, wie die Brücke weiter betrieben werden kann", sagt Experte Palm. Der Bauingenieur kommt auf die - trotz Überfahrverbots von Fahrzeugen mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht - Laster zu sprechen, die immer noch über die Brücke fahren und damit die Arbeiten im Bauwerk behinderten. "Eigentlich wollen wir Lkw nicht auf der Brücke haben." Denn auch, wenn die Fachleute derzeit keine extrem gravierenden Schäden finden, stoßen sie laut Palm immer wieder auf neue Schadstellen. Kleinvieh macht eben auch Mist.

Palm und sein Kollege Gero Marzahn hatten schon vor gut einem Jahr Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und dessen Kollege auf Landesebene, Michael Groschek, dies klar gemacht: Als der NRW-Verkehrsminister gefragt hatte: "Es kann also niemand die Garantie übernehmen, dass die Brücke bis 2020 offen bleiben kann?", hatte Norbert Palm sehr ernst gesagt: "Nein, das kann niemand."

(RP)
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