Leverkusen 900 Arbeitsplätze in Gefahr?

Leverkusen · Bayer Business Services, Tochterfirma des Konzerns, plant laut Gesamtbetriebsrat, Arbeitsplätze auszugliedern und zu verlagern. Das Unternehmen sagt, es gehe erstmal um eine Marktanfrage. Entschieden sei noch gar nichts.

 Einblick in die Rechner-Welt von BBS. Weltweit sind 5600 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig.

Einblick in die Rechner-Welt von BBS. Weltweit sind 5600 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig.

Foto: BBS

Die "GBR info", Ausgabe Oktober 2010, schlug gestern bei den Mitarbeitern von Bayer ein wie eine Bombe. "BBS plant Verlagerung, Ausgliederung und Abbau von ca. 900 Arbeitsplätzen" stand in dicken Lettern auf dem Flugblatt.

In der Sitzung des Wirtschaftsausschusses Bayer habe die Geschäftsführung der "Bayer Business Services GmbH" (BBS) umfangreiche Pläne zur Ausgliederung und Verlagerung von Arbeitsplätzen vorgelegt, schreibt der Gesamtbetriebsrat (GBR). Danach, so heißt es weiter, "könnten insgesamt 896 Arbeitsplätze innerhalb der BBS abgebaut werden". 490 interne Mitarbeiter und 406 externe, hauptsächlich Zeitarbeits-Kräfte. Von Ausgliederung, Abbau und Verlagerung ist die Rede.

Die Dramatik, die der Gesamtbetriebsrat in sein Informationsblatt legt, suchte BBS-Sprecher Oliver Günther gestern zu beschwichtigen. Fakt sei, dass die Geschäftsführung von BBS entschieden habe, jetzt die Ausschreibung rauszuschicken, um die Wettbewerbsfähigkeit von "Teilen unserer IT-Infrastrukturdienstleistungen" zu überprüfen, die in der heutigen Form nicht wettbewerbsfähig sind. "Es geht um eine Marktanfrage. Es sollen Angebote vom externen Markt eingeholt werden", schilderte Günther den Sachverhalt. Er betonte nachdrücklich: "Entschieden ist damit noch gar nichts."

Fakt zwei: Der Bereich "Netzwerkmanagement" verursacht mehr Kosten, als er Umsatz reinbringt. Aus diesem Grund habe sich die Servicegesellschaft des Bayer-Konzerns zur Marktanfrage entschieden. Die Mitarbeiter wolle man einfach frühzeitig mit einbeziehen.

Servicetarifvertrag anzweifeln

"Wir haben in intensiven Gesprächen versucht, das Unternehmen davon zu überzeugen, von den Verlagerungen von 350 Funktionen nach Indien Abstand zu nehmen", sagte Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender Thomas de Win der RP. Mit der Verlagerung nutze das Unternehmen aus reinen Kostenerwägungen die aufgebauten Strukturen in Indien. De Win: "Der Wirtschaftsausschuss hat diese Vorgehensweise auf das Schärfste kritisiert. Ein Vergleich, beispielsweise in Bezug auf die Gehälter, mit dem Serviceventer Indien ist aus unserer Sicht weder fair noch sozialverträglich." Sollte BBS an den Plänen festhalten, werde die Gewerkschaft IG BCE die sofortige Kündigung des Servicetarifvertrages prüfen lassen.

BBS-Sprecher Oliver Günther, der die Mitarbeiterversammlung besuchte, warnte vor übertriebener Panikmache. "Eintreffende Angebote werden ausgewertet, dann erst wird mit Holding-Vorstand und Arbeitnehmerseite eine Entscheidung getroffen. Aber die fällt frühestens Ende des ersten Quartals 2011", sagte der Unternehmenssprecher.

(RP)
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