Im Erholungshaus eröffnet Leverkusener Jazztage: Zurück zu den Ursprüngen

Leverkusen · Die 41. Ausgabe muss im Erholungshaus ohne Publikum auskommen; Jazz-Freunde können die Konzerte allerdings im Internet verfolgen. Die ersten Bands begeistern mit „Klassik-Fokus“.

 Ungewohnter Anblick: Zum Auftakt der 41. Leverkusener Jazztage waren nur Techniker vor Ort im Erholungshaus; Zuschauer konnten die Auftritte online verfolgen.

Ungewohnter Anblick: Zum Auftakt der 41. Leverkusener Jazztage waren nur Techniker vor Ort im Erholungshaus; Zuschauer konnten die Auftritte online verfolgen.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

LEVERKUSEN

Pünktlich auf die Sekunde begannen die 41. Leverkusener Jazztage. Fabian Stiens, die Hauptfigur hinter den Kulissen dieses weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten kulturellen Großereignisses der Stadt, stand als Moderator vor der Bühne und sprach direkt in eine der fünf Kameras des Westdeutschen Rundfunks. Als Erstes auf der Bühne des Erholungshauses: das Jan Prax Quartett.

Nach ein paar erklärenden Worten wussten die Zuschauer zu Hause vor den Computerbildschirmen, was in diesem Jahr alles anders ist: In Pandemie-Zeiten hat Stiens das Beste aus dieser so beliebten Veranstaltung gemacht. Publikum im Saal ging nicht. Doch kein Leverkusener Jazz-Freund musste unglücklich bleiben:  Im Zeitalter des Internets ist es dank Livestream möglich, die Veranstaltung im Netz zu verfolgen – rein theoretisch von jedem Ort der Welt aus.
Mit dem Westdeutschen Rundfunk hat Stiens einen technischem Partner gefunden, der neben den anderen Sponsoren auch für das finanzielle Gerüst der Musik-Show sorgt. Gleich vorweg: Was fehlte – und den ersten Abend im Erholungshaus zu einer unwirklichen Veranstaltung werden ließ: Ein Jazzkonzert benötigt Publikum, es sorgt für Atmosphäre. Und es sorgt für Beifall. Doch dieser blieb aus. Und so herrschte eine verwirrende Ruhe – beinahe so, als ob jemand gerade eine Rede gehalten hätte, die den Zuhörern die Sprache verschlagen hatte.

Die Kameraleute, Ton- und Übertragungstechniker sowie die Redakteure in den beiden großen Übertragungswagen auf dem Erholungshaus-Parkplatz sorgten für die gewohnt professionelle Zusammenstellung von Bildern und Ton, wovon im besten Fall etliche Zuschauer zu Hause profitierten. Wie viele Musik-Fans den Livestreams anzapften, konnte am ersten Jazztage-Abend noch nicht eruiert werden.
Eins steht jedoch schon jetzt fest: Nach den beiden Konzerten des Jakob Manz Projects und des Jan Prax Quartetts und dem Blick ins Programmheft auf die noch anstehenden Abende bis zum 18. November ist klar, dass der klassische Jazz im Corona-Jahr eindeutig im Vordergrund steht.

Musste Organisator Fabian Stiens in den vergangenen Jahren immer mehr abweichen vom lupenreinen Jazz (sofern es diesen überhaupt noch gibt), um möglichst viele junge Leute anderen Musikgeschmacks zu erreichen und damit letztendlich für ein volles Haus zu sorgen, so folgen die 41. Jazztage eher einer artigen Leitlinie. Personen, die bemüht sind, den Jazz von allzu abweichenden Einflüssen zu befreien, dürften dadurch voll auf ihre Kosten gekommen sein. Dabei half den Jazztagen auch ihre Voraussicht mittels des Nachwuchswettbewerbs „Future Sounds“. Das Jakob Manz Project gewann den 1. Preis 2018, Jan Prax stand mit seinem Quartett 2012 auf dem Siegertreppchen.

Am kommenden Mittwoch, 11. November, folgt ein Urgestein des deutschen Jazz: Schlagzeuger Wolfgang Haffner tritt mit seiner Band auf; er hatte im vergangenen Jahr zusammen mit Nils Landgren für ein überragendes Konzert im Forum gesorgt. Landgren selbst steht am darauffolgenden Tag, am Donnerstag, 12. November, auf der Erholungshaus-Bühne zum Livestream bereit.

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