Menschenkette 3500 Menschen demonstrieren in Leverkusen gegen Lkw-Rastanlage
Leverkusen · Mit einer Menschenkette haben am Sonntagmittag Bürger in Leverkusen gegen die geplante A1-Raststätte in Höhe Lützenkirchen/Steinbüchel demonstriert. Es ging auch um die Forderungen nach Tunnellösungen für die A1 und die A3.
Seit 10 Uhr am Sonntag waren die Hauptinitiatoren Peter Westmeier (Bürgerinitiative „Lev kontra Raststätte“) und Friedrich Jonas (IG Schleswig-Holstein-Siedlung) mit vielen ehrenamtlichen Mitstreitern auf den Straßen unterwegs. Sie alle wollten eines: den Lückenschluss der Menschenkette, die sich aus Protest sechs Kilometer weit durch die Stadt ziehen sollte. Um 11.05 Uhr, also 25 Minuten vor Beginn, sagte Friedrich Jonas: „Im Moment sieht es schlecht aus. Leverkusener sind wahnsinnig schwer vom Sofa zu holen.“ Und er schilderte eine Unterhaltung zwischen zwei älteren Frauen. Eine Dame sagte, sie wolle zur Demo gehen, eine andere fragte nach dem Grund. Die erste sagte: „Wir müssen uns doch bewegen“, worauf die zweite meinte: „Das erlebst du doch sowieso nicht mehr.“ Friedrich Jonas kommentierte: „Diese Ignoranz und das Kirchturmdenken sind erschreckend, aber typisch für Leverkusen.“
Etwa zeitgleich war Peter Westmeier extrem zuversichtlich. „Es wird gleich voll hier. Die Leute kommen immer alle auf die letzte Minute“, sagte er und bat zahlreiche Teilnehmer, möglichst eine „Armlänge“ Abstand zwischen einzelnen Personen zu lassen, und Radfahrer ein Stück weiter in Richtung Steinbüchel und Schlebusch zu fahren. Angelika Berns aus Lützenkirchen vertrat den Standpunkt: „Die Bahnstrecke muss endlich besser ausgebaut werden, um den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, so dass wir nicht mehr so viele Lkw brauchen. Das wäre auch besser fürs Umweltklima.“
Ein Stück weiter merkte Regina Becker aus Steinbüchel an: „Den kleinen Rest Natur, den wir hier noch haben, möchten wir gerne behalten.“ Michael Monheim aus Kamp sagte: „Plätze für Lkw brauchen wir alle. Aber wenn im Gewerbegebiet Köln Fläche verfügbar ist, sehe ich nicht ein, warum in Leverkusen ein Landschaftsschutzgebiet zerstört werden soll.“ Und Werner Schulz aus Burscheid-Dürscheid unterstrich: „Wir möchten nicht das noch mehr Grün zerstört wird, da es in der Nähe bessere Möglichkeiten gibt.“ Wie er waren viele Protestler aus der Nachbarstadt Burscheid gekommen. Denn auch die Dürscheider Bürgerinitiative „Keine Park‐ und WC‐Anlage in Burscheid“ um Sprecher Edwin Elias beteiligte sich an der Kundgebung, weil sie gegen die Zerstörung eines Landschaftsschutzgebietes zugunsten eines Rastplatzes an der Stadtgrenze zu Leverkusen protestierte.
Kurz darauf setzten Burscheids Bürgermeister Stefan Caplan und Leverkusens Oberbürgermeister Uwe Richrath ein symbolisches Zeichen der Verbundenheit und reihten sich gemeinsam auf der Autobahnbrücke in die Menschenkette ein. Eigentlich sollte die Menschenkette zwischen der Autobahn A 1 am Fester Weg und A 3 an der Syltstraße um Punkt 12 Uhr geschlossen werden. Zur Kontrolle fuhren die Organisatoren mit Uwe Richrath den Weg zwischen Lützenkirchen und Schlebusch ab. „Auf dem Weg dorthin begleitete uns eine La-Ola-Welle“, schilderte Peter Westmeier kurze Zeit später. „Das war sehr beeindruckend.“
Weniger beeindruckend waren allerdings die Lücken, die sich vor allem am Grünen Weg und auf der Gustav-Heinemann-Straße zeigten. Dort versuchten Teilnehmer andere zu animieren, riefen per Megaphon den „Zuschauern“ aus Fenstern gegenüberliegender Häuser zu, doch auch „runterzukommen und mitzumachen“. Ein anderer hatte nahe der Joseph-Kirche ein Fässchen Kölsch aufgebaut. „Mit den Menschen, die sich in Lützenkirchen knubbelten, hätten wir die Räume locker schließen können“, resümierte Westmeier.