Leverkusen 3 Grad im Mai: Es gibt ein Recht auf Heizung

Leverkusen · Kalte Büros und Wohnzimmer müssen nicht sein. Mieterverein gibt Tipps, wie beim Vermieter das Heizen durchgesetzt werden kann.

 Im Freibad Opladen misst Ayleen Köster in der Mittagszeit gerade mal 12,9 Grad Lufttemperatur, morgens sind es nur 3 Grad.

Im Freibad Opladen misst Ayleen Köster in der Mittagszeit gerade mal 12,9 Grad Lufttemperatur, morgens sind es nur 3 Grad.

Foto: Uwe Miserius

Nur die ganz harten Leverkusener trauen sich dieser Tage in die Freibäder: 3 Grad kalt ist's in der Frühe, sogar einige Schneeflocken sind gefallen. Eiskalt ist's aber nicht nur auf den Straßen. Auch in manchen Büros und Wohnzimmern müssen die Leverkusener jetzt frieren, weil die Vermieter die Heizungen abgestellt haben. Doch es gibt ein "Recht auf Heizung", wie die Rechtsanwaltin des Mietervereins Opladen, Eva Hahn, erklärt.

Normalerweise müssten Vermieter von Oktober bis März auf jeden Fall heizen. Wenn allerdings die Temperaturen wie jetzt über längere Zeit auch außerhalb der Heizperiode zu niedrig seien, dann müsse der Vermieter heizen. "Dazu kann er im äußersten Fall auch mit einer einstweiligen Verfügung gezwungen werden", sagt die Juristin. Dies sei aber nur das letzte Mittel, wenn weder ein Gespräch mit dem Vermieter, noch eine angemessene Fristsetzung, die Heizung wieder einzuschalten, oder auch eine Mietminderung nicht gefruchtet hätten. Aus ihrer Erfahrung heraus habe aber in den meisten Fällen schon die Ankündigung einer einstweiligen Verfügung gereicht.

Vermieter müssten eine Raumtemperatur tagsüber von 20 bis 22 Grad und nachts von 18 Grad gewährleisten. Sollten Mieter bei 13 bis 17 Grad Raumtemperatur frieren, dann könnten sie die Miete um 50 Prozent mindern, rät Eva Hahn.

Schön warm haben es die etwa 120 Mitarbeiter im Rathaus und die 400 Beschäftigten in der Bayer-Zentrale. Das Betriebsklima sei in jeder Hinsicht gut, meldet Elke Ickenstein aus der Bayer-Zentrale. "Wir haben hier noch nie frieren müssen", fügt sie hinzu. Das trifft auch auf die Beschäftigten im Rathaus zu. Der Vermieter des Gebäudes, ECE, heize auch jetzt weiter gut durch: "Mir wird es manchmal sogar zu warm", gibt der Pressesprecher der Stadt, Michael Wilde, zu.

Die Temperaturen ließen sich aber in den einzelnen Büros individuell regeln: "Und Frauen frieren ja bekanntlich eher mal als Männer", weiß Wilde, der sich übrigens auf dem Weg ins Rathaus auf dem Fahrrad den Wind um die Nase wehen lässt und sich damit auch gegen die Mai-Kälte abhärtet.

Das Thema Wetter und die ungewöhnliche Kälte beschäftigt die Leverkusener nicht nur in Fragen der Heizung. Im Rathaus und auch bei Bayer sei es nicht anders, als sonst überall in der Stadt: "Die Menschen sind genervt. Sie wollen endlich in der Mittagspause und am Wochenende mal wieder in der Sonne sitzen", stellt Michael Wilde fest. Und Elke Ickenstein pflichtet ihm bei: Nicht nur im Betrieb, auch in Familie und Freizeit wünschten sich alle mehr Wärme und Sonne. Doch da stoßen die Leverkusener an ihre Grenzen, wie auch Mieterschutzanwältin Eva Hahn. Ein "Recht auf Heizung" kann sie verschaffen; ein "Recht auf Sonne" aber nicht.

(RP/rl)
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