Leverkusen 2500 Leverkusener sind krankhaft dick

Leverkusen · Drei Buchstaben reichen, um manchem Schweiß auf die Stirn zu treiben: BMI. Das steht für Body Mass Index, eine Maßzahl, die das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße setzt. Bei den Menschen, die zu Dr. Angelika Alfes und ihren Kollegen ins Klinikum kommen, stimmt die Relation nicht mehr – und zwar so stark, dass sie an krankhaftem Übergewicht (morbider Adipositas) leiden, also einen BMI ab 40 Punkten aufwärts haben.

 Dr. Angelika Alfes und Professor Karl-Heinz Vestweber erläutern Patientin Beate Norenberg-Hadys die Operationsmöglichkeiten bei Adipositas. Am 18. März, 18 Uhr, Klinikum, informiert ein Patientseminar alle Interessierten dazu.

Dr. Angelika Alfes und Professor Karl-Heinz Vestweber erläutern Patientin Beate Norenberg-Hadys die Operationsmöglichkeiten bei Adipositas. Am 18. März, 18 Uhr, Klinikum, informiert ein Patientseminar alle Interessierten dazu.

Foto: UM

Drei Buchstaben reichen, um manchem Schweiß auf die Stirn zu treiben: BMI. Das steht für Body Mass Index, eine Maßzahl, die das Körpergewicht eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße setzt. Bei den Menschen, die zu Dr. Angelika Alfes und ihren Kollegen ins Klinikum kommen, stimmt die Relation nicht mehr — und zwar so stark, dass sie an krankhaftem Übergewicht (morbider Adipositas) leiden, also einen BMI ab 40 Punkten aufwärts haben.

"In Leverkusen", sagt Alfes, "haben 2500 Menschen krankhaftes Übergewicht." Pro Jahr operieren die Klinikum-Ärzte 50 Adipositas-Patienten. Für die Behandlung und Betreuung der Betroffenen ist die Metabolische Adipositas-Chirurgie am Klinikum von der Deutschen Gesellschaft für Adipositaschirurgie als Kompetenzzentrum gegen Übergewicht zertifiziert worden.

Ab in die Klinik und weg mit den Pfunden — so einfach, wie Laien es sich vorstellen, ist der Angang gegen die Krankheit nicht. "Eine Operation ist die letzte Lösung", betont Prof. Karl-Heinz-Vestweber, Leiter der Klinik für Allgemein-, Visceral- und Throaxchirurgie. Neben den operativen Möglichkeiten (Magenband, Bypass, Schlauchmagen) setzt das Klinikum auf ein Netzwerk mit dem niedergelassenen Facharzt Dr. Martin Reuter und dem Psychotherapeuten und Ernährungsmediziner Dr. Wolfgang Simon.

"Adipositas wird oft noch nicht als Krankheit angesehen", sagt Dr. Angelika Alfes, Koordinatorin des Zentrums. "Vom Arzt hören Patienten dann nur, Sie müssen was am Gewicht tun." Wie, das sage er nicht. Es mangelt an Hilfen, aber nicht an schlechten Erfahrungen wie Untersuchungen auf dem Fußboden, weil Mediziner ihren Untersuchungsbank nicht gefährden wollen. Bei Rat und Hilfe setzen Zentrum und Netzwerk an.

"Oft reichen schon Verhaltenstherapie, Ernährungsumstellung und Bewegung", sagt Alfes. Simon nennt beispielhaft zwei Ursachen für krankhaftes Übergewicht: Kompensieren von Stress ("Er wird quasi in sich reingefressen"), aber auch Missbrauch in der Kindheit kann dazu führen, dass Menschen sich einen Schutzpanzer aus Fett zulegen.

Bevor sich ein Patient überhaupt im Klinikum operieren lassen kann, muss er es mindestens sechs Monate mit einer konservativen Therapie versucht haben, zudem müssen weitere Voraussetzungen (Gutachten, Krankenkassenprüfung etc.) erfüllt sein. Eine Operation kostet um die 8000 Euro. Dafür, sagt Alfes könnten danach Kosten für durch Adipositas bedingte Nebenerkrankungen wie Diabetes wegfallen. Vestweber verheimlich nicht, dass es sich bei dem Eingriff um eine Risikooperation handelt. "Die Sterblickkeit liegt laut Literatur bei einem Prozent." Er fügt an: "Die Lebenszeitverkürzung durch Adipositas liegt bei zwölf bis 16 Jahren."

(RP/rl/jco)
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