Leverkusen 250 Lehrstellen auf der Kippe

Leverkusen · Die Bayer-Töchter Lanxess und Currenta kündigen den massiven Abbau von Ausbildungsplätzen an. Die Gewerkschaft IG BCE ruft zu einer "politischen Mittagspause" auf.

"Currenta" wird vorgestellt
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Foto: Ralph Matzerath

Diese Nachricht hat in Leverkusen, Krefeld und Dormagen eingeschlagen wie eine Bombe. Etwas mehr als eine Woche vor Beginn der Tarifverhandlungen in der chemischen Industrie kündigen die Bayer-Töchter Currenta und Lanxess den massiven Abbau von Ausbildungsplätzen an. Von 450 Lehrstellen sollen nur noch rund 200 übrig bleiben. Das rief gestern die Gewerkschaft IG BCE auf den Plan. Vor dem Bayer-Kasino verteilten ihre Vertreter Flugblätter. So rufen sie zu einer "politischen Mittagspause" an gleicher Stelle, nächste Woche Donnerstag von 12 bis 13 Uhr, auf.

In der Pause sollen sich in einer Art Demonstration dann möglichst viele Mitarbeiter der unterschiedlichen Firmen aus dem Bayer-Kosmos für den Erhalt der rund 250 bedrohten Lehrstellen einsetzen. "Die Entscheidung ist noch nicht endgültig. Es wird noch Gespräche mit Currenta und Lanxess geben. Für die wollen wir zeigen, dass wir einen solchen Kahlschlag im Ausbildungsbereich nicht hinnehmen wollen", sagte der IG BCE-Bezirksleiter Frank Löllgen.

Zwei Schülerpraktikanten vom Lise-Meitner-Gymnasium interessierten sich sehr für das Thema. Zwar sind die Neuntklässler Eike Kronenberg und Yannick Ochs bei Dynevo und Bayer Material Science eingesetzt. Aber aufgeschreckt hat sie die Entwicklung dennoch im Bezug auf die sinkende Anzahl von Lehrstellen bei Bayer und den Tochterunternehmen. "Je weniger Lehrstellen es gibt, desto schlechter wird auch unsere Chance auf einen Ausbildungsplatz einmal sein", sagte Ochs. Kronenberg konnte die Entscheidung überhaupt nicht verstehen. "Bayer verdient viel Geld. Deshalb ist es doch überhaupt nicht nötig, Lehrstellen abzubauen", meinte der junge Gymnasiast beim Lesen des Flugblattes.

Unverständnis rufen die Pläne auch bei Andreas Schmidt hervor. Er ist Betriebsrat bei Currenta und als Ausbilder sowohl für eigene Azubis als auch solche von Lanxess tätig. "Einerseits ist der Ruf immer laut nach gut ausgebildetem Personal. Dann kann ich es nicht verstehen, wieso trotzdem Ausbildungsplätze abgebaut werden", meinte er. Besonders betroffen sind seinen Informationen nach von dem Abbau die naturwissenschaftlich-technischen Berufe und produktionstechnischen Berufe (wie Chemikanten). Auf Dauer fürchtet Schmidt auch um die Arbeitsplätze im Ausbildungsbereich. Wenn es zu diesem massiven Abbau komme, dann sei auf Dauer mit einem Abbau des Lehrpersonals zu rechnen.

Leverkusen ist nur einer von drei betroffenen Standorten und käme mit 20 Prozent der geplanten Kürzungen besser Weg als Dormagen und Krefeld-Uerdingen, die die Hauptlast der Reduzierungen zu trägen hätten.

(RP)
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