Leverkusen "200 Jahre Preußen am Rhein" in Öl

Leverkusen · Die Geschichtsvereine Opladen und Jülich präsentieren 80 Ölgemälde mit romantisierenden Darstellungen. Auch sie repräsentieren 200 Jahre der preußischen Geschichte am Rhein. Dazu gibt es Vorträge, Führungen und ein Konzert.

 Marcell Perse, Leiter des Jülicher Museums Zitadelle, mit einem von insgesamt 80 Ölgemälden der Gemeinschaftsausstellung der Geschichtsvereine Opladen und Jülich.

Marcell Perse, Leiter des Jülicher Museums Zitadelle, mit einem von insgesamt 80 Ölgemälden der Gemeinschaftsausstellung der Geschichtsvereine Opladen und Jülich.

Foto: Uwe Miserius

Wenn Geschichte in einer Ausstellung präsentiert wird, dann müssen Besucher oft Zeit und Geduld mitbringen, sich durch eine Fülle erklärender Texte, Zahlen und Daten zu lesen. Illustrationen oder Vitrinen mit entsprechenden Gegenständen sind eher das Beiwerk. Das ist bei der aktuellen Ausstellung, die der Opladener Geschichtsverein in Kooperation mit dem befreundeten Jülicher Geschichtsverein als Beitrag zur Reihe "Danke* Berlin - 200 Jahre Preußen am Rhein" realisiert hat, ganz anders. Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts ist hier der Schlüssel zur Geschichte des "preußischem Jahrhunderts" zwischen 1815 und 1914 in Jülich, Opladen und dem Rheinland. In der Düsseldorfer Malerschule wurde sie von Johann Wilhelm Schirmer, in Jülich geboren, als neue Kunstform gelehrt.

Ausladende Ölgemälde der Düsseldorfer Schule, Zeichnungen und Grafiken füllen die Wände der Villa Römer. Sie hängen an einem Ort, für den sie entstanden sind, nämlich nicht für Galeriewände, sondern für Wohnräume des Bürgertums. Waren die Originale in Öl den betuchteren Kreisen vorbehalten, so gab es doch preiswertere Drucke für die einfacheren Leute. "Landschaft war immer da", erklärte Marcell Perse, Leiter des Jülicher Museums Zitadelle, wo in einer Woche Teil II der Ausstellung eröffnet wird.

Aber mit der Industrialisierung, die Abholzungen und andere große Eingriffe mit sich brachte, begann auch die Zerstörung der Natur. Das liebliche Neandertal bei Erkrath wurde vollständig dem Kalkabbau geopfert. Im Ölgemälde von Leonard Rausch "Blick von einer Anhöhe auf eine Stadt" wurde sie um 1850 in idealisierter Weise konserviert. Dieses beispielhafte Bild wurde zur Illustration von Plakat und Flyer gewählt. Während der poetische Ausstellungstitel "Tiefernst und stumm ist hier die Welt..." den Maler Caspar Scheuren zitiert, der 1862 mit diesen Worten sein Blatt "Eifel" beschrieb, das in Jülich zu sehen ist.

Während man in Opladen vorwiegend Ansichten von Bergischem Land und Niederrhein sieht, zeigt der linksrheinische Teil schwerpunktmäßig Eifel und Mittelrhein. Viele der 80 Exponate bekannter Landschaftsmaler waren seit dem 19. Jahrhundert nicht mehr zu sehen, manche unter dicken Staubschichten fast zur Unkenntlichkeit verblasst. Diese wurden dank des Restaurierungsprogramms Bildende Kunst NRW fachmännisch gereinigt. Eine digitale Fotopräsentation zeigt diesen Prozess. Nicht immer sind die Ansichten genau zu verorten, wie im Fall von Erkrath, Altenberg oder Bad Kreuznach. Bei der romantischen Idealisierung gingen die Maler so weit, dass regelrechte Landschaftskonzentrate entstanden, nicht der Realität, sondern der Fantasie entsprungen. Die Nachfrage nach solchen Fluss-, Berg- oder Burgenlandschaften war enorm, und wurde so bedient.

(mkl)
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