Leverkusen 1949: Zugunglück mit 19 Toten

Leverkusen · Am 8. August 1949 kam es am Bahnübergang Höhe Bahnhof Schlebusch zu einem Zusammenstoß eines Schnellzuges mit einem Bus. In dem Busanhänger saßen Schlebuscher Kinder, die aus den Ferien kamen. 18 Jungen waren sofort tot, 14 wurden verletzt. Ein Rückblick.

Ganz Schlebusch stand unter Schock, als sich vor 60 Jahren die Schreckensnachricht von dem schweren Unglück wie ein Lauffeuer verbreitete. Ein Bustransport wurde auf dem Bahnübergang am Bahnhof Schlebusch von einem Schnellzug erfasst. 18 Jungen waren sofort tot, 14 wurden verletzt. Eine Katastrophe.

Die katholische Gemeinde St. Andreas in Schlebusch hatte für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren einen Urlaub in einem Ferienlager im Weserbergland organisiert. "Heute hat jedes Kind und jeder Jugendliche zahlreiche Möglichkeiten, die Ferien zu verbringen. Damals war das nicht so. Jeder war in der Gemeinde, und die Kirche bot die einzige Urlaubsmöglichkeit", sagt der Schlebuscher Robert Linden, der 1949 erst zehn Jahre alt war und an der Freizeit nicht teilnehmen durfte. Die insgesamt 87 Jungen und der Kaplan, der sie begleitete, sollten am Montag, 8. August 1949, zurückkommen, unter ihnen Willi Teitscheid, der 13-jährige Freund und Nachbar von Robert Linden. Am Vortag wurde die Gezelinoktav eröffnet und damit auch das traditionelle Schützenfest der Schlebuscher Bruderschaft. Während die Schützen im Saal von Urban Feger ihren Krönungsball feierten, warteten die Eltern der 87 Jungen vor der Kirche auf die Rückkehr ihrer Kinder von der Ferienfahrt. Gegen 23 Uhr wollte der Bus mit zwei Anhängern die Schienen des Bahnhof Schlebusch überqueren, der mit Schranken gesichert war. Durch ein Missverständnis kam es dann zu der Katastrophe.

Der Schrankenwärter hob leicht die Schranke, um einen Fahrradfahrer passieren zu lassen, kurz bevor der herannahende Zug kam. Der Fahrer des Busses fuhr nun im Glauben, dass er passieren könne, auf den Übergang zu. Als er auf den Schienen war, sah er von rechts einen Zug aus Richtung Köln kommen und beschleunigte, schaffte es aber nicht auf die rettende andere Seite. Der Zugwagen kam über die Schienen, doch der Anhänger, in dem sich 37 Jungen befanden, wurde vom Schnellzug D 99 Köln - Hamburg voll erfasst. Der erste Anhänger wurde vom Zugwagen abgerissen und 50 Meter mitgeschleift, der zweite Anhänger, auf dem sich das Gepäck befand, schlug um. 18 Jungen waren auf der Stelle tot, 14 wurden schwer verletzt. Später ist noch ein Junge an den Folgen des Unglücks gestorben.

"Ich hörte nur das Sirenengeheule der Feuerwehr und alle liefen auf die Straße. Das Schützenfest wurde sofort gestoppt. Die Nachricht des Unglücks verbreitete sich in Windeseile. Später erfuhren wir dann, dass der Willi auch ums Leben gekommen ist", erzählt Linden. An die Unglücksnacht kann sich auch Kurt Saal erinnern: "Ich war erst neun Jahre alt, zum Glück, denn sonst wäre ich wahrscheinlich auch dabei gewesen. Wir waren ja alle eine Gemeinschaft, jeder kannte sich. Zu dem Zeitpunkt lag ich im Bett und wurde durch den Aufruhr in der Siedlung geweckt, weil sich alle auf der Straße versammelt hatten. Viele Söhne unserer Nachbarn haben an der Freizeit teilgenommen. Die Überlebenden hatten schwer mit dem Unglück zu kämpfen. Danach war nichts mehr wie zuvor. Ein Junge hat seitdem immer das Krachen des Zusammenstoßes im Ohr gehabt." Am 13. August 1949 setzte eine kleine Völkerwanderung nach Schlebusch ein. Die Straßen waren kilometerweit gesäumt von Menschen, die den Toten die letzte Ehre erwiesen und den Angehörigen ihr Mitgefühl ausdrückten. 17 der 18 Jungen wurden auf dem Friedhof Scherfenbrand beigesetzt, ein 14-jähriger Junge wurde auf dem Friedhof Manfort beerdigt.

(RP)
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