Opladen 1800 Bomben auf Opladen

Opladen · Der Fund der scharfen Fliegerbombe im Freibad Talstraße hat ein hartes Schlaglicht auf das Projekt "Neubebauung Bahn-Werk Opladen" geworfen. Das relativ große Gelände muss wohl komplett auf Blindgänger überprüft werden.

Opladen: 1800 Bomben auf Opladen
Foto: Stadtarchiv/Ing. Büro Carls bei Würzburg

Vera Rottes hielt gestern ein dünnes Buch mit gewichtigem Inhalt in der Hand. Die Geschäftsführerin der städtischen Bahn-Stadt-Gesellschaft interessierte sich vor allem für die letzte Seite des Geschichtsbandes I "Das Eisenbahn-Ausbesserungswerk Opladen": Hier hat Autor Kurt Kaiß die gezeichnete Dokumentation über die Bombentreffer auf das Bahnwerk Opladen abgedruckt. 236 Einschläge wurden nach den Fliegerangriffen vom Mai 1944 bis März 1945 im Bereich des Bahngeländes Opladen gezählt.

Nur bei dem Angriff am 28. Dezember 1944 sollen 1800 Bomben in 30 Minuten auf Opladen, Quettingen, Bürrig und Küppersteg niedergegangen sein. Relativ scharfe Bilder von US-Luftaufklärern vom 22. März 1945 zeigen, dass die Sprengkörper oft in einem weiten Radius um das Ziel (Bahn-Ausbesserungswerk) niedergingen. Die Bombe unter der Freibad-Liegewiese ist der aktuelle Beweis.

Suche nach Blindgängern

An dem Angriff waren 328 Flugzeuge beteiligt. Allein an diesem Tag kamen etwa 79 Menschen um. Darunter waren 70 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die keine Bunker aufsuchen durften. Zu den vielen Bomben kommen die Geschosse der Artillerie, die vor der Kapitulation von Opladen (April 1945) auf das Areal zwischen Bahnhof und Quettingen fielen.

Für die Projektverantwortlichen der Bahn-Stadt-Bebauung stellt sich also heute die Frage: Liegen noch und in welcher Zahl Blindgänger unter der Bahnwerk-Erde? "Das Gelände wird untersucht", versicherte Bahn-Stadt-Chefin Rottes. Im Rahmen der juristischen Verfahren (wie Bebauungsplan) muss die Stadt Leverkusen einen formellen Antrag auf Überprüfung durch Kampfmittel-Räumdienst-Experten stellen. "Die Suche bringt wahrscheinlich einen hohen Aufwand mit sich", so Rottes. Deshalb schauen sich die Planer historische Unterlagen genau an.

Die Zeichnung mit den Bombentreffern wurde schon in der Jubiläumsschrift zum 50-jährigen Bestehen der Bahn-Werkstätten veröffentlicht, erinnerte gestern Stadthistoriker Rolf Müller, der diesen Treffer-Plan auch in seiner Opladener Chronik Upladin verwendet hat. Zudem verfügt das Stadtarchiv über einige Fotos der amerikanischen Luftaufklärer, die angegriffene Gebiete regelmäßig fotografierten. Opladen wurde als Bahnknotenpunkt als Bombenziel ausgewählt und weil die Wehrmacht in den Bahn-Werkstätten ihre Fahrzeuge reparieren ließ. Derzeit bereitet das Team der Bahn-Stadt-Gesellschaft die ersten Abrissmaßnahmen vor. Geprüft wird, ob diese Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden müssen.

(RP)
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